Vorsichtiger geschätzte Absatzzahlen und eine gesenkte Gewinnmarge haben die Aktie von Auto1 am Freitag deutlich belastet – über den gesamten Tag liefen immer höhere Kursverluste auf. Zuletzt lag die MDAX-Aktie 7,2 Prozent im Minus.
Im zweiten Quartal legte der Erlös im Vergleich zum Vorjahr um 164 Prozent auf etwas mehr eine Milliarde Euro zu. Dabei konnte der Konzern die operative Marge verbessern, blieb aber im negativen Bereich.
Die Zahl der über Autohero verkauften Fahrzeuge sei im zweiten Quartal auf 8415 gestiegen – in dem von Corona geprägten Vorjahresquartal waren es lediglich etwas mehr als tausend. Deutlich größer ist das Geschäft mit gewerblichen Händlern. Die Zahl der Autos, die von Privatleuten an Händler verkauft wurden (wirkaufendeinauto.de), steigerte sich zwischen April und Ende Juni auf rund 116.000 Fahrzeuge– das ist ein Plus von zehn Prozent zum ersten Quartal.
Die EBITDA-Marge habe minus 2,1 Prozent nach minus 2,5 Prozent im Vorjahr betragen. In absoluten Werten bedeutete dies einen Anstieg des operativen Verlusts um 130 Prozent auf 23 Millionen Euro.
Mehr Umsatz – aber weniger Absatz und Gewinn
Nach dem starken zweiten Quartal hat Auto1 die Umsatzprognose erhöht. Der Erlös soll im laufenden Jahr jetzt auf 4 bis 4,4 Milliarden Euro steigen. Da das Unternehmen aber noch mehr Geld in das Wachstum stecken will, senkte das Management die Prognose für die operative Marge. Im laufenden Jahr rechnet der Konzern bei der Marge jetzt mit einem negativen Wert zwischen 2,5 und 3 Prozent nach zuvor 2 bis 2,5 Prozent.
Gemessen an den neuen Zielen könnte der operative Verlust bis auf rund 130 Millionen Euro steigen. Die von Bloomberg erfassten Analysten haben bisher einen operativen Verlust von rund 100 Millionen Euro auf dem Zettel. Beim Umsatz gehen die Experten bislang von einem Wert von 4,1 Milliarden Euro aus – also nah dem unteren Ende der neu von Auto1 ausgerufenen Spanne.
Doch damit nicht mit der Vorsicht genug: Konzernweit wird jetzt ein Absatz von bis zu 623.000 Autos angepeilt – das wäre ein Plus von rund 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bislang hatte die Absatzprognose bei bis zu 638.000 gelegen.
Die Aktie von Auto1 konnte nach dem IPO zunächst deutlich zulegen – bis im Hoch auf 56,76 Euro. Seitdem kennt das Papier aber nahezu nur eine Richtung: die nach unten. Die Short-Empfehlung, die DER AKTIONÄR in Ausgabe 07/2021 ausgesprochen hat, ist damit voll aufgegangen. Nach den erneuten Kursverlusten sollten Leerverkäufer jedoch beginnen, ihre Gewinne mitzunehmen.
Mit Material von dpaAFX.