Die Automobil-Welt ist im Wandel. Weg von der Cash-Cow der vergangenen Jahrzehnte, dem Verbrenner, hin zum Elektroauto. Die deutschen Hersteller müssen sich kräftig strecken, um mit der innovativen Konkurrenz aus China die Taktfrequenz halten zu können. Nicht nur BYD, Geely oder Nio und Xpeng machen Mercedes-Benz & Co das Leben schwer, zuletzt haben mit den beiden Smartphone Herstellern Xiaomi und Huawei zwei neue Player das E-Mobility-Spielfeld betreten.
DER AKTIONÄR sprach mit dem Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer über die aktuelle Situation. (Teil 2)
DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, China pusht weiter das E-Mobility-Segment. Die USA wollen Zölle auf Importe verhängen und US-Präsident Joe Biden will die Verbrenner wohl weiter „leben“ lassen. Wie sehen Sie die unterschiedlichen Strategien langfristig – bilden sich gerade zwei Auto-Blöcke?
Ferdinand Dudenhöffer: Die Autowelt wird in der Zukunft aus zwei Welten bestehen. Dann wird man sehen, wie lange diese zwei Universen bestehen und ob und wann sie sich wieder zu einem vereinigen. China bleibt bei dem Elektroauto und baut alle Skalenvorteile bei Batterie und E-Auto auf. Wer in China Autos verkaufen will braucht das E-Auto. Und so wird es von BMW, VW und sicher auch von Mercedes in der Zukunft nach China auswandern und wir werden dann Elektroautos der deutschen Autobauer made in China sehen. Mit anderen Worten, unsere Arbeitsplätze wandern nach China.
Und wenn man 2030 oder 2040 erkennt, dass man in Europa und USA den Klimawandel ernster nehmen muss, weil der Ukraine Krieg nicht mehr alle Staatsbudgets braucht, haben die chinesischen Autofabriken – auch von BMW und VW – den Markt des Elektroautos im Griff. Stellantis dürfte einer sein, der in dieser neuen Zukunftswelt eher schwieriger darstellbar ist.
DA: Werden sich diese beiden Welten irgendwann wieder aufeinander zubewegen und zu einer Welt verschmelzen?
Sicher. Die „Neue Autowelt“ wird dann aber von China aus gesteuert. Die Chinesen sollten sich jetzt schon bei Frau von der Leyen dafür bedanken.
DA: Mit dem Smartphone-Hersteller Xiaomi hat zuletzt ein neuer Player das E-Mobility-Segment betreten. Mit welchen Folgen für die anderen Hersteller rechnen Sie?
Der Xiaomi SU7 könnte eine neue Ära des Autos einleiten. Nicht Mechanik ist der einzigartige Vorteil eines SU7 und der zukünftigen Xiaomi Fahrzeuge, sondern die Intelligenz des Fahrzeugs, etwa beim teilautonomen Fahren und bei den Unterhaltungsfunktionen im Smart Cockpit. Viel hat Tesla mit seinen Innovationen für seine Modelle vorgegeben, aber eben doch nicht alles. Wesentlich bei Xiaomi ist das gesamte digitale Ökosystem. So breit war Tesla nicht angelegt.
DA: Wie sehen sie Mercedes-Benz derzeit aufgestellt. Mit der Anpassung des Portfolios in den USA macht Källenius eine Rolle rückwärts von seiner Luxus-Strategie?
Ja, ich glaube Källenius sieht, dass seine Luxus-Strategie in USA zu eng war. Während BMW weiter sehr breit aufgestellt ist hat sich Mercedes zu stark auf die Hermes Luxuswelt konzentriert. Nach meiner Einschätzung müssen daher bei Mercedes auch Modellpläne angepasst werden. Und die Frage stellt sich, ob die Anpassung „nur“ für USA gemacht wird oder man in Europa ebenfalls wieder an die Taxifahrer und A-Klassen Kunden denkt.
DA: Welcher Hersteller ist ihrer Ansicht nach langfristig am besten aufgestellt?
Unter den deutschen haben BMW und der VW-Konzern sicher gute Karten. Das VW Programm „In China für China“ ist die richtige Strategie und man könnte es sogar so erweitern zu „In China, für China und später aus China für die ganze Welt“ . Natürlich werden Chinesen á la BYD eine wichtige Rolle spielen. Stellantis dürfte schwieriger werden, ebenso Toyota, die beim Elektroauto hinterher fahren. Interessant bleibt Tesla. Einerseits stark in China, andererseits hohe Produktions-Kapazitäten in USA und Europa. Der Knackpunkt für Tesla wird sein, ob die Europa und USA Produktionskapazitäten ausgelastet werden können. Auch deshalb braucht er das Kompaktmodell schnell.
Herr Dudenhöffer, vielen Dank für das Interview.