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Foto: Tesla
10.09.2021 Jochen Kauper

Auto-Experte über Tesla, Nio, Xpeng & Co: "Es macht Sinn die schlafenden Riesen zu wecken"

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Tesla

Tesla will zum Stromanbieter werden, VW kommt im wichtigsten Absatzmarkt der Welt mit seinen neuen E-modellen ID4 und ID6 nicht richtig voran. Dagegen punktet Great Wall mit seiner Elektromarke Ora und der eigenen Batterieproduktion. DER AKTIONÄR hat über den aktuellen Stand mit Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut gesprochen.


DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, Tesla will unter die Stromanbieter gehen. Der nächste, richtige Schritt von Elon Musk und seinem Team?

Ferdinand Dudenhöffer: Ich denke, ein interessanter Ansatz. Auch andere, wie VW sind dabei sich mit Ladeinfrastruktur die Wertschöpfungskette auszubauen. Vom Schnelllader zum Stromverkauf ist es nur ein kleiner Sprung. Die klassischen Strom- und Energiekonzerne sind Tanker, sehr träge Riesen und haben in der Vergangenheit das Thema Nachhaltigkeit eher ausgesessen und auf Kohlestrom für lange Zeit gesetzt. Von daher sind neue Anbieter, wie Tesla, Mineralölkonzerne wie Shell oder BP ein großer Gewinn. Es macht Sinn die schlafenden Riesen zu wecken.

Tesla (WKN: A1CX3T)

VW kommt in China mit dem ID4 und ID6 zuletzt etwas besser voran. Wie sehen Sie die VW-Strategie in China?

FD: China hat eigene Automarkt-Gesetze. Zum einen sind sehr preisgünstige Elektroautos, wie der Mini-EV von GM-Wuling sehr beliebt. Der Mini-EV kostet umgerechnet weniger als 4.000 Euro und ist ideal für Stadtverkehr und kleine Entfernungen. Der zweite wichtige Trend sind die SUVs. Also wenn Elektroauto, dann SUV. Das dritte sehr wichtige Segment sind Premium-Performance-Limousinen á la Tesla Model 3 oder die NIO und Xpeng-Modelle. Mit ID4 und ID6 geht man klar auf das SUV-Segment. Die Chancen sind hier also deutlich besser, natürlich ist auch der Wettbewerb größer, aber ich denke, das kann klappen.

Insgesamt hat VW derzeit viel Gegenwind in China. In Summe hätte der Start der ID-Familie in China deutlich dynamischer sein können. VW muss sich in den nächsten Monaten intensiv um den Markt China kümmern.

Nio (WKN: A2N4PB)

Nio hatte zuletzt schlechte Zahlen – ist das nur auf den Chip-Mangel zurück zu führen, oder gibt es für den Schwächeanfall weitere Gründe?

Natürlich trifft die Halbleiterkrise NIO, aber auch die anderen. Aber der Wettbewerb für NIO ist deutlich größer geworden: XPeng, Li-Auto, BYD mit dem Han und natürlich Tesla sind dicke Brocken für NIO. Also NIO ist kein Selbstläufer.

Xpeng schnitt bei den Verkaufszahlen zuletzt etwas besser ab als Nio. Woran lag das ihrer Meinung nach?

Bei XPeng ist es die Premium-Limousine P7, der klar vor den NIO-Modellen in Verkaufszahlen liegt. In den ersten sieben Monaten hat Xpeng davon etwa 25.500 in China verkauft, gegenüber knapp 92.000 Tesla Model 3 in China. Der NIO ET7 ist in etwa die gleiche Kategorie, ähnliches Design, wobei der P7 eher an der Tesla-Linie liegt. Der NIO ET7 hat große Batterien, soll zum Teil mit Feststoff-Batterien kommen, während Xpeng mit dem P7 mit Eisenphosphat Batterie ein preisgünstigeres Einstiegs-Angebot macht. So ähnlich wie eben Tesla und mit breiten bzw. niedrigeren Einstiegspreisen hat man einen größeren Markt.

Wie steht es ihrer Meinung nach um Great Wall, die ja eher etwas unbekannter sind als BYD?

Great Wall Motor (GWM) ist interessant. Die Pläne sind groß. Man will 2025 dann 4 Millionen Fahrzeuge verkaufen. GWM hat eine eigene Batteriesparte – sVolt – die am IPO arbeitet und im Saarland eine Zellfertigung – im Giga-Factory Maßstab - baut. Also auch das ist sehr spannend und deutlich weiter als etwa bei den deutschen Autobauern. Wie alle Chinesen ist man sehr stark in Sachen teilautomatisierten Fahren und Software Funktionen. Und GMW hat auch Pläne für Brennstoffzellen-Antriebe und Wasserstoff-Produktion. GMW arbeitet im JV mit BMW zusammen und baut den neuen Elektro-MINI, der vermutlich 2022 oder 2023 auf den Markt kommt.

Also GWM nicht auf dem Schirm zu haben ist ein Fehler

Great Wall (WKN: A0M4X0)

Die Tesla-Aktie glänzte zuletzt mit Relativer Stärke. Überwindet das Papier den Widerstand bei 753 Dollar, ist der Weg bis zum nächsten Etappenziel bei 780 Dollar frei. Auch wenn die Bewertung von umgerechnet 627 Milliarden Euro weiterhin mehr als sportlich erscheint, bleiben Anleger aus technischer Sicht investiert. Nio und Xpeng bleiben trotz der Kursschwäche extrem spannend. Beides Wetten auf eine erfolgreiche Zukunft der Elektromobilität in China. Sehr aussichtsreich bleibt auch Great Wall.

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