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Foto: BYD
21.06.2024 Jochen Kauper

Auto-Experte: „Die deutschen Hersteller und die europäischen Autokäufer sind die großen Verlierer“

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Mercedes-Benz

Die EU-Kommission hat vorläufige Strafzölle auf Elektroautos Made in China angedroht. BYD etwa soll mit einem Sonderzoll von 17,4 Prozent belegt werden. Bei Geely sollen es 20 Prozent sein, SAIC wird aller Voraussicht nach mit 38,1 Prozent Sonderzoll belegt. Zu SAIC gehört zum Beispiel MG Motor, die auch in Deutschland Elektroautos vertreibt. Die Reaktion der Regierung in China steht noch aus. DER AKTIONÄR sprach mit Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover (FHM Hannover) über die aktuelle Situation.

BYD
Foto: BYD
BYD Han

DER AKTIONÄR: Herr Schwope, wie stehen Sie zu möglichen Zöllen der EU auf chinesische Elektroautos?

FRANK SCHWOPE: Die Strafzölle sind geringer ausgefallen als von vielen befürchtet und zunächst ein Plan, der noch überarbeitet werden kann. Die Maßnahmen wären eine Katastrophe für die europäischen Autokäufer und für die deutschen Auto-Konzerne. Die Chefs von BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz hatten sich klar gegen derartige Strafzölle ausgesprochen. Für alle deutschen Autohersteller ist China der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt. Die französischen Auto-Hersteller, für die China ein relativ unbedeutender Markt ist, würden allerdings von den Maßnahmen gegen die chinesischen Importe nach Europa profitieren. Strafzölle werden natürlich Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung hervorrufen.


Sollte die Regierung in China darauf reagieren und ihrerseits Zölle auf Verbrenner erheben, hätte das welche Folgen für die deutschen Hersteller?

Es wäre nicht der Untergang, aber die Bedingungen würden schwieriger werden. Zudem würden sich auch zahlreiche chinesische Kunden abwenden. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die deutschen Hersteller in China Joint Ventures mit chinesischen Partnern eingegangen sind und diese Joint Ventures in soweit auch ein Stück weit chinesisch sind und im Reich der Mitte so auch wahrgenommen werden.

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

Gibt es an sich nur Verlierer in dieser Zolldebatte oder sehen Sie auch Gewinner?

Insbesondere die deutschen Hersteller und die europäischen Autokäufer sind die großen Verlierer. Die französischen Autohersteller könnten profitieren.

Mercedes
Foto: Mercedes-Benz Group
Mercedes EQS


Aktuell sollen Gespräche beziehungsweise Lösungen mit China gesucht werden. Bis zum 4.Juli ist die Tür für solche Gespräche noch offen. Wie könnten mögliche Lösungen aussehen?

In den 1980ern gab es Selbstbeschränkungen japanischer Autohersteller in den USA. Bis zum Jahr 2022 mussten westliche Autobauer für Autos mit Verbrennern in China Joint Ventures eingehen. Stellantis und Renault kooperieren mit chinesischen Konzernen. Das sind alles interessante Aspekte, die vielleicht einmal eine gewisse Renaissance erleben bzw. ausgebaut werden können.

BYD (WKN: A0M4W9)

Bleibt abzuwarten, wie die chinesische Regierung auf die EU-Zölle reagieren wird. Im Raum stehen 25 Prozent Einfuhrzölle auf Autos mit Verbrennungsmotor. In den Kursen der deutschen Automobil-Hersteller sollte die aktuelle Datenlage bereits eingepreist sein. Die Aktie von Mercedes-Benz hat seit dem Hoch rund 16 Prozent verloren. Hervorzuheben ist die hohe Dividendenrendite sowie das Aktienrückkaufprogramm. Mutige Anleger wagen eine Position.
BYD könnte mit einem Zollsatz von 17,4 Prozent gut leben. Die Margen in Europa sind ohnehin weitaus höher im Vergleich zum chinesischen Markt.
Darüber hinaus wird BYD in Zukunft mit seinen Marken BYD, Denza, Fang Cheng Bao, Yangwang für jedes Marktsegment das passende Produkt im Angebot haben.

Mehr Anlage-Ideen und Infos rund um den Zollstreit gibt es in der aktuellen Börsenpunk-Ausgabe.


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