Kaum ein Basiswert reagiert auf politische oder wirtschaftliche Meldungen so stark wie der Ölpreis. Somit ist das „schwarze Gold“ sehr häufig Schwankungen ausgesetzt. Diese Tatsache birgt für viele Investoren mögliche Chancen.
Seit ungefähr eineinhalb Jahren sinkt die Nachfrage nach Öl stetig, was natürlich auch direkte Auswirkungen dessen Preis hat. Ein entscheidender Grund dafür ist der fortwährende Handelskonflikt zwischen den Wirtschaftsmächten USA und China. „Dadurch gerieten die Nordsee-Öl Brent sowie das amerikanische Gegenstück WTI in den letzten Monaten spürbar unter Druck. Momentan scheint es so, als rücke eine Lösung des Konfliktes zwischen den USA und China in greifbare Nähe. Sollten beide Parteien sich weiterhin kooperativ zeigen, könnte es bald zu einer Einigung und damit zum Abbau der gegenseitigen Strafzöllen kommen. Ein wichtiger Faktor könnte auch die Präsidentschaftswahl 2020 in den USA sein. Es liegt sehr wahrscheinlich im Interesse des amtierenden Präsenden Donald Trump die Problematik noch vor der Wahl zu lösen, um bei den Wählern zu punkten. Diese Übereinkunft hätte direkte Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum und somit auch die Ölpreisentwicklung“, sagt Stefano Angioni von der Société Générale.
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist die Fördermengenregulierung der OPEC. „Ihre Maßnahmen haben erheblichen Einfluss auf den Ölpreis. Dabei spielt besonders Meinungsführer Saudi-Arabien eine entscheidende Rolle. Im Zuge des laufenden Börsengangs von Aramco streben die Saudis eine Stabilisierung auf möglichst hohem Niveau an. Das hätte ebenfalls steigende Kurse zur Folge. Für Trader, die auf eine baldige positive Entscheidung setzen könnten Endlos Turbos Long auf Brent eine interessante Wahl darstellen“, sagt Angioni.
Forwardkurve als Indikator
„Dabei erscheint der Zeitpunkt für entsprechende Long-Investments auch insofern günstig, als dass die Forwardkurve im vorderen Bereich derzeit einen stark abfallenden Verlauf aufweist. Dazu muss man wissen, dass sich Endlos Turbos auf Brent und WTI nicht auf den Ölpreis als Solchen (Kassapreis), sondern in der Regel auf den nächst fälligem Future beziehen. Aufgrund der unbegrenzten Laufzeit der Scheine und der täglich um einen Tag abnehmenden Restlaufzeit des Futures muss monatlich in den nächstfolgenden Kontrakt gerollt werden. Ist dieser günstiger, entstehen dabei jedes Mal Rollgewinne. Oder anders ausgedrückt: Allein durch den Zeitablauf kommt es ceteris paribus zu kontinuierlichen Wertsteigerungen des Futures.
Andererseits spiegelt die Forwardkurve die kumulierten Erwartungen der Marktteilnehmer wider. „Der Markt“ rechnet also kurz- bis mittelfristig tendenziell eher mit fallenden Ölpreisen, was wohl insbesondere auf Sorgen hinsichtlich der Nachfrage zurückzuführen ist.
So hat die OPEC erst Anfang November ihre mittelfristige Prognose für den weltweiten Verbrauch zurückgenommen. Statt 104,5 Millionen Barrel pro Tag sollen es 2023 nun nur noch 103,9 Mio. Barrel sein. Dabei verweist das Öl-Kartell insbesondere auf die wachsenden Klimaschutzbemühungen westlicher Länder sowie den steigenden Einsatz alternativer Kraftstoffe. „Elektroautos, die derzeit zwar noch einen geringen Anteil an der Weltflotte haben, gewinnen an Fahrt“, so die OPEC. Anleger, die diese Meinung teilen, könnten ihre Strategie mit entsprechenden Short Turbos umsetzen. Insgesamt bleibt die Preisentwicklung von Öl also wie so oft spannend“, lautet das Fazit von Stefano Angioni von der Société Générale.