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Au Wirecard – das kann böse enden

Au Wirecard – das kann böse enden
Foto: Börsenmedien AG
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Alfred Maydorn 11.12.2019 Alfred Maydorn

Aus der heutigen Ausgabe des kostenlosen Newsletters Maydorns Meinung: Wirecard ist die mit Abstand beliebteste Aktie bei deutschen Privatanlegern. Sie ist die Aktie, über die am meisten diskutiert wird – es gibt ja auch immer etwas zu diskutieren – und die am meisten gehandelt wird. Aber Wirecard ist auch die Aktie, die sich von allen 30 DAX-Werten in diesem Jahr am schlechtesten entwickelt hat. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abschläge mittlerweile auf 18 Prozent – damit hat Wirecard sogar die Deutsche Bank hinter sich gelassen, die nur rund sieben Prozent verloren hat (für die Deutsche Bank übrigens ein wirklich gutes Ergebnis).

Es ist schon auffällig, dass ausgerechnet die Aktien, die am stärksten verlieren, zu den beliebtesten gehören. Die Erklärung für diesen zunächst masochistisch anmutenden Zusammenhang ist eigentlich geradezu trivial: Je stärker eine Aktie gefallen ist, desto höher ist ihr Aufholpotenzial, so der Gedankengang vieler Anleger. Das gilt natürlich insbesondere dann, wenn Aktien zu Unrecht gefallen sind, etwa durch Anschuldigungen, böse Vermutungen oder dem Vorwurf, die Bilanzen manipuliert zu haben. Womit wir wieder bei Wirecard wären.

Bringt die Sonderprüfung finale Klarheit?

Seit Monaten steht Wirecard praktisch unter Dauerbeschuss, es werden – mittlerweile von verschiedenen Medien – immer wieder neue Unregelmäßigkeiten in der Bilanz angemahnt. Und die werden vom Unternehmen sehr regelmäßig immer wieder zurückgewiesen. Ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder nicht, lässt sich nur schwer überprüfen. Und es steht zu befürchten, dass auch die laufende Sonderprüfung durch die KPMG, deren Ergebnis Ende des ersten Quartals erwartet wird, die Diskussionen um die Bilanzierungsmethoden von Wirecard nicht beenden wird.

5-Prozent-Risiko-Aktie

Kurzum, die Aktionäre von Wirecard werden wohl langfristig damit leben müssen, immer wieder neuen Vorwürfen ausgesetzt zu sein und in der Folge starke Kursschwankungen hinzunehmen. Bestenfalls werden die Zeitabstände zwischen den Anschuldigungen etwas größer und die Aktie erholt sich zwischenzeitlich ein wenig. Aber das dürfte angesichts des doch erheblichen Vertrauensverlustes – ob berechtigt oder nicht ist hier unerheblich – immer schwieriger werden. Es gibt insbesondere unter den Profis viele Investoren, die ganz einfach keine Positionen in ihren Portfolios haben möchten, die mit zusätzlichen Risiken behaftet sind. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Wirecard tatsächlich getrickst hat, vielleicht nur bei fünf oder weniger Prozent liegt, dann suchen sich nicht wenige Investoren doch lieber eine andere Aktie ohne dieses 5-Prozent-Risiko.

Erinnerungen an Enron und Worldcom

Und was ist eigentlich, wenn an den Vorwürfen doch etwas dran ist. Wenn Es tatsächlich zu Manipulationen gekommen ist und die Aktie dann nicht nur um 10 oder 20 Prozent fällt – wie nach einigen Anschuldigungen in diesem Jahr –, sondern um 50 oder mehr Prozent? Und sich dann eben nicht wieder erholt? Natürlich ist das ein eher unwahrscheinliches Horror-Szenario, aber ganz auszuschließen ist es nicht. Und es gab ja in der Vergangenheit auch bei weit größeren Firmen als Wirecard handfeste Bilanzskandale, mit denen auch fast niemand im Vorfeld gerechnet hat: Der Energiekonzern Enron im Jahr 2001 und nur ein Jahr später der Telekom-Konzern Worldcom. Beide zählten vor ihrem Zusammenbruch zu den größten Konzernen der Welt.

Es geht allein ums (Zusatz-) Risiko

Noch einmal ganz deutlich: Ich glaube nicht, dass aus Wirecard eine neue Enron oder Worldcom wird, aber allein schon die Tatsache, dass dieser Zusammenhang auch von Investoren hergestellt wird, ist eine massive Belastung für die Aktie. Dabei spielt es – man muss fast schon sagen leider – auch überhaupt keine Rolle, ob das nun berechtigt ist oder nicht. Es geht nicht darum, wer Recht oder Unrecht hat, was richtig oder falsch ist, sondern es geht allein um die allgemeine Wahrnehmung eines Unternehmens oder einer Aktie bei Investoren. Und da gibt es eben nicht wenige, die Aktien meiden, bei denen es nur leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für die Möglichkeit eines Skandals oder gar ein böses Ende gibt.

Ich bin leider raus

Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er breit ist, ein zusätzliches Kurs-Risiko und eine zusätzliche Kurs-Bremse in Kauf zu nehmen oder nicht. Ich persönlich wäre dazu nicht bereit, zumal es viele andere nicht weniger interessante Aktien ohne Zusatz-Risiko und Zusatz-Bremse gibt. Insofern kann ich die Maydorns-Meinung-Überschrift vom 21. Oktober nur wiederholen: „Auf Wiedersehen Wirecard – ich bin leider raus!“

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