T-Mobile muss kämpfen, um in den USA Marktanteile zu gewinnen – und kämpft. Jetzt tauchte T-Mobile-Boss John Legere im Magenta-Shirt auf einer Party des Konkurrenten AT&T auf. Der anschließende Rauswurf sorgte für willkommene Aufmerksamkeit und Presse.
T-Mobile US schnappt den größeren amerikanischen Mobilfunkanbietern vor allem durch neue Tarife und ein verbessertes Netz zunehmend Kunden weg. Die Tochter der Deutschen Telekom konnte im vierten Quartal 1,6 Millionen Nutzer hinzugewinnen. Mehr als die Hälfte davon waren Kunden mit Zeitverträgen, die als besonders einträglich für die Anbieter gelten.
Dies sei der höchste Zuwachs seit acht Jahren, erklärte T-Mobile US. "Wir haben bei den Kunden wirklich einen Nerv getroffen", sagte Firmenchef John Legere. Die Neuaufstellung des Unternehmens habe die ganze Branche auf den Kopf gestellt.
T-Mobile US war im Mai mit dem Wettbewerber MetroPCS fusioniert, um Löcher im Netz zu stopfen und besser mit den größeren Mobilfunkanbietern konkurrieren zu können. Seitdem buhlt die Telekom-Tochter mit neuen, vereinfachten Tarifen aggressiv um Kunden. Das Unternehmen hat die sonst üblichen Zuschüsse beim Handykauf abgeschafft und im Gegenzug die Gebühren gesenkt.
Das Gesicht des Umbruchs ist Firmenchef Legere, der sich mit seinen langen Haaren und dem T-Shirt in der Firmenfarbe Magenta bewusst von seinen Chefkollegen absetzt. Erst am Montag machte er Schlagzeilen, als er von einer Party des Rivalen AT&T flog. Der zweitgrößte Mobilfunkanbieter der USA ist der erklärte Lieblingsgegner von Legere.
Bis zur Neuaufstellung hatte T-Mobile US noch unter einer Abwanderung gelitten. Das vergangene Jahr brachte die Wende mit 4,4 Millionen neuen Kunden. Zum Jahreswechsel kam die Telekom-Tochter damit auf 46,7 Millionen Kunden. Ob T-Mobile US dies auch in einen Gewinn ummünzen konnte, will das Unternehmen bei der Vorlage der vollständigen Geschäftszahlen am 25. Februar verraten.
Das aggressive Werben um die Kundschaft und der teure Netzausbau hatten zuletzt noch zu einem kleinen Verlust geführt. Und T-Mobile US ist weiterhin bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um seine Nutzerzahl zu vergrößern. So kündigte Legere auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas an, dass sein Unternehmen die Strafzahlungen übernimmt, wenn ein Kunde seinen Vertrag bei einem Konkurrenten vorzeitig kündigt.
Deutsche Telekom: Tim baut um
Auch bei der Konzernmutter geht es voran. Mit einer stärkeren Bündelung der Managementkräfte auf Führungsebene will die Deutsche Telekom unter ihrem neuen Vorstandschef Tim Höttges den Umbau des Konzerns beschleunigen. "Wir wollen schnellere und flexiblere Entscheidungen ermöglichen", betonte Höttges. Der bisherige Finanzvorstand, der am Jahresanfang René Obermann als Konzernchef abgelöst hat, kündigte außerdem an, den Bonner Riesen zum führenden Telekom-Konzern Europas zu machen.
Rückenwind
Die Erfolge der US-Tochter dürften für weiteren Rückenwind der T-Aktie sorgen. Fundamental glänzt die Telekom mit einer Dividendenrendite von vier Prozent und charttechnisch gefällt das Papier derzeit ohnein. Die Aktie hat Luft bis 15,50 Euro. Ein Stopp bei 9,50 Euro sichert ab.
Mit Material von dpa-AFX.