Apple und Google haben angekündigt, vorerst das Mitschneiden ihrer Sprachassistenten zu unterlassen. Nutzer sollen künftig ausdrücklich um eine Erlaubnis gefragt werden. Die Unternehmen beugen sich damit dem Druck von Datenschützer und Medien.
Mitschneiden, Mithören und Abtippen?
Bei Assistenzsoftware wie Amazons Alexa, dem Google Assistant und Siri wurden Fragmente von Mitschnitten seit Jahren zum Teil auch von Menschen angehört und abgetippt, um die Qualität der Spracherkennung zu verbessern. Die Anbieter betonen, dass die Aufnahmen davor anonymisiert würden. Den Nutzern war die Praxis allerdings weitestgehend nicht bewusst, bis vor einigen Monaten erste Medienberichte dazu auftauchten.
In einem Bericht der Zeitung "Guardian" vergangene Woche erzählte der Mitarbeiter eines Apple-Dienstleisters, auf den Aufnahmen seien zum Teil sehr private Details zu hören. So schnappe Siri auch Fragmente von Gesprächen mit medizinischen oder geschäftlichen Inhalten, mögliche kriminelle Aktivitäten oder auch Nutzer beim Sex auf, sagte er.
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass Google nach einem ähnlichen Bericht über seinen Assistant bereits Anfang Juli das Anhören der Mitschnitte durch Menschen in der EU ausgesetzt hat. Dieser Stopp gilt noch mindestens bis Ende Oktober.
Immer mehr Hersteller drängen auf lukrativen Wachstumsmarkt
Apple war 2011 mit Siri auf dem iPhone ein Vorreiter bei Sprachassistenten. Es war aber die Idee von Amazon, seine Alexa-Software in die vernetzten Echo-Lautsprecher einzubinden, die den Markt in Schwung brachte. Google zog mit dem Assistant auf Smartphones und seinen Home-Lautsprechern nach. Inzwischen versuchen Amazon und Google, ihre Assistenzsoftware in immer mehr Geräte verschiedener Hersteller zu bringen, neben Lautsprechern sind das auch Hausgeräte bis hin zur Mikrowelle.
Datenschützer haben Bedenken
Datenschützer haben schon lange Einwände gegen die Sprachassistenten. Zum einen sehen sie ein Problem darin, dass sich in einem Haushalt nur schwer dafür sorgen lässt, dass nur Daten von Nutzern verarbeiten werden, die dem auch ausdrücklich zugestimmt haben - was ist zum Beispiel, wenn man Besuch bekommt? Zum anderen ist ein Problem darin, dass die Nutzer nicht ausdrücklich darauf hingewiesen wurden, dass die Mitschnitte auch von Menschen angehört werden können und nicht nur automatisiert zum maschinellen Lernen genutzt werden.
Für zusätzliche Skepsis sorgten Pannen, wie etwa ein Zwischenfall in den USA 2018, bei dem Alexa den Mitschnitt einer Unterhaltung eines Paares an eine Person aus deren Kontaktliste verschickte. Amazon sprach von einer unglücklichen Verkettung von Fehlern.
Für die Gerätehersteller sind intelligente Lautsprecher jedoch ein lukrativer Wachstumsmarkt. Sie helfen nicht nur die Sprachsteuerung zu verbessern, sondern ermöglichen auch die Einbindung weiterer Angebote wie Nachrichten-, Liefer- oder Musikstreaming-Dienst.
Mit Material von dpa-AFX.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.