Apple-Aktionäre waren am Montag verunsichert, nachdem Microsoft Pläne für einen eigenen App-Store konkretisierte. Die Apple-Aktie gab am Abend kurz rund 1,5 Prozent nach, doch die Anleger rappelten sich schnell wieder auf. Jetzt geben auch die Bullen von Morgan Stanley (Apple Overweight; Ziel 180 Dollar) Entwarnung.
Mit folgender Aussage schlug Microsofts Gaming-Chef, Phil Spencer, in einem Interview mit der Financial Times am Montag hohe Wellen: Wenn die Übernahme von Activision Blizzard von den Behörden genehmigt werde, könnte Microsoft schon im nächsten Jahr einen eigenen App-Store eröffnen – für Spiele auf Android- und iPhone-Smartphones. Zumindest in der EU, wo der Digital Markets Act ab März Apple und Alphabet dazu verpflichtet, auf ihren Smartphones auch App-Stores anderer Anbieter zuzulassen.
Jetzt äußerten sich die Analysten von Morgan Stanley zu Spencers Aussagen und geben für Apple-Anlegern Entwarnung. Analyst Erik Woodring schrieb, dass Microsofts App-Store-Pläne nur drei Prozent der App-Store-Einnahmen von Apple und damit weniger als ein Prozent der Gesamtumsätze beeinträchtigen würden.
Selbst in dem extrem unwahrscheinlichen Worst-Case-Szenario, in dem sich Microsoft alle Gaming-Umsätze des Apple-App-Stores in Europa unter den Nagel reißen würde, wären nur acht Prozent der gesamten App-Store-Umsätze betroffen. Die Risiken durch die Microsoft-Pläne bewertet der Analyst daher als „immateriell“ für die Apple-Aktie.
Woodring wies zudem auf eine Morgan-Stanley-Studie hin, laut der weniger als 30 Prozent der Apple-Nutzer in den USA und China – den beiden größten Märkten des Unternehmen – bereit wären, Apps direkt vom Entwickler zu kaufen, sondern weiterhin auf den Marktführer setzen würden. Erst Rabatte in Höhe von rund 35 Prozent könnten die Käufer zu einem App-Store-Wechsel bewegen.
Der Digital Markets Act und Bemühungen wie von Microsoft können das Duopol von Apple und Alphabet wohl nur schwer aufweichen. Mittelfristig sollten die Anleger also nicht besorgt sein.
Am Ende bleibt ein Erfolg von Microsofts Gaming-App-Store aber doch nur eine Frage des Geldes. Das zeigt ein Blick auf den PC-Markt, wo der Epic Games Store dank finanzieller Schützenhilfe von Tencent, nie endenden Rabatt-Aktionen und einer besseren Umsatzbeteiligung der Entwickler mittlerweile zu einem adäquaten Steam-Konkurrenten herangewachsen ist.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
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