Apple wirbt auch in Deutschland mit saftigen Rabatten für die beiden Flagschiffmodelle iPhone XR und XS. Das schürt Ängste bei Apple-Experten: Rückläufige Umsätze und eordierende Margen wären ein echtes Horrorszenario für die angeschlagene Tech-Aktie. Ist Tim Cook und das Apple Management wirklich so verrückt, um das zu riskieren?
Bereits die Apple-Werbung zum Weihnachtsgeschäftwurde mit viel Häme kommentiert. „Schockierend“ und geschäftsschädigend nannten viele die Werbung für den Kauf eines iPhone XR statt für 749 Dollar für 449 Dollar zum Super-Discount von 40 Prozent. Dasselbe gilt für die nun auch in Deutschland seit geraumer Zeit existierende Werbung für das iPhone XR und XS, die es 31beziehungsweise 23 Prozent billiger gibt (siehe Bild).
Für das Gros der medienschaffenden ist damit klar, dass die Preisstrategie von Apple gescheitert ist. Auf den ersten Blick büßt Apple - wenn man sich die Kampagne in den USA ansieht - beim 449-Dollar-Kampfpreis einen Großteil der Bruttomarge ein. Waren es bei geschätzten Kosten von 390 Dollar je Gerät bisher 48 Prozent, sind es bei 449 Dollar magere 13 Prozent, so die Argumentation. Ein Schock für die mit hohen Margen verwöhnten Apple-Aktionäre?
Apple wäre aber nicht Apple, wenn nicht harte Dollar zählen würden. Die genannte Werbung ist (auch in Deutschland) bekanntlich mit einer Fußnote versehen. Den „Schnäppchenpreis“ gibt es nur für den Eintausch eines iPhone 7 Plus im Rahmen des seit Jahren laufenden Trade-In-Programms. Die einzige Änderung war der von 250 auf 300 Dollar erhöhte Ankaufpreis. Das dürfte Apple vor allem deshalb gemacht haben, um die Kunden zu einem schnelleren Upgrade zu animieren. Bleiben wir aber bei den Margen: Auf Ebay bekommt man für ein iPhone 7 Plus mit 32 GB Speicher in gutem Zustand 350 Dollar. Würde Apple die eingetauschten iPhone 7 Plus sofort wieder losschlagen, würde es je Gerät 50 Dollar verdienen, an höherwertigen Modellen deutlich mehr.
Apple betreibt sicherlich keinen Ebay-Shop. Die zurückgekauften iPhones werden zum Aufbereiten nach China geschickt und schließlich als „refurbished“ Versionen über den eigenen Store je nach Speichergröße für 479 bis 649 Dollar verkauft. Geht man konservativ von durchschnittlich 500 Dollar Verkaufspreis und 100 Dollar Aufbereitungskosten je Gerät aus, gestaltet sich die Margenrechnung etwas anders: Statt regulär 749 Dollar für ein XR-Basismodell werden nun 849 Dollar fällig, was letztlich einer höheren Marge entspricht.
Ganz nebenbei erweitert Apple mit den günstigeren Gebrauchtgeräten seine installierte Basis, die beim iPhone laut jüngsten Aussagen zum Q1-Bericht bei 900 Millionen Geräten liegt. Zusammen mit den restlichen Geräten ist davon auszugehen, dass rund 1,4 Milliarden Apple-Geräte aktuell in Gebrauch sind. Die Arithmetik für Apple ist klar: Eine hohe installierte Basis führt zu zusätzlichen Umsätzen mit sonstigen Geräten (Kopfhörern et cetera) und stärkt das Servicegeschäft, das der neue Hoffnungsträger ist. Hier glänzte Apple zuletzt mit einer Brutto-Marge von 62,9 Prozent, welche durchaus noch steigen kann, wenn es Apple gelingt, prozentual noch mehr Nutzer aus der installierten Basis in kostenpflichtige Services zu bringen.
Am Markt setzt sich langsam etwas Zuversicht hinsichtlich Apples Ambitionen im Servicebereich durch. Die Aktie konnte sich nach den Zahlen deutlich nach oben absetzen und mit dem Sprung über die Marke von 160 Dollar ein Kaufsignal generieren. Der steile Abwärtstrend ist damit Geschichte. Als nächstes dürfte die Aktie den Widerstand bei 180 Dollar in Angriff nehmen. DER AKTIONÄR sieht den Wert weiterhin als klaren Kauf an.
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.