Aus der heutigen Ausgabe von Maydorns Meinung: Umsatz und Gewinn wie erwartet, der Ausblick auf das laufende Quartal mit 55 bis 59 Milliarden Dollar eher schwach und der erste Umsatzrückgang in einem Weihnachtsquartal seit dem Jahr 2001 – nicht unbedingt das Zahlenmaterial, das Anlegerherzen höher und Aktien steigen lässt. Und doch schnellte die Aktie von Apple gestern im nachbörslichen Handel um rund sechs Prozent nach oben.
Zahlen wie erwartet
Nein, die guten Ergebnisse in der Service-Sparte – 19 Prozent Umsatzwachstum auf 10,9 Milliarden Dollar, Bruttomarge 62,8 Prozent – waren auch nicht für den Kurssprung verantwortlich, denn sie waren ziemlich genau so erwartet worden. Tatsächlich war es eine ganz andere Zahl, die für gute Laune sorgte – und die vermutlich sogar eine komplette Neubewertung der Aktie erforderlich macht.
900 Millionen aktive Kunden
Die Zahl des Abends lautete: 900 Millionen – so viele iPhones sind weltweit aktiv in Benutzung. Oder anders ausgedrückt: Apple hat 900 Millionen Kunden, von denen man mehr weiß, als den meisten vermutlich lieb ist und denen man zukünftig mehr verkaufen kann, als sich die meisten vorstellen können. Bisher schöpft Apple mit Apple Music, Apple Pay, der iCloud oder dem App Store nur einen Bruchteil dessen aus, was möglich ist. Etwa mit Streaming-Angeboten, Gesundheitsdienstleistungen oder vollkommen neuen Anwendungen oder Angeboten. Ein Apple-Analyst forderte gestern bei CNBC gar eine „Killer-Applikation“, wie immer die auch aussehen mag.
Und dieser Analyst, King Lip von Baker Avenue Asset Management, sagte noch etwas. Etwas, was zeigt, in welcher komfortablen Situation sich Apple eigentlich befindet: „Ich meine 900 Millionen iPhones – denen kann man eine Menge Dienstleistungen verkaufen. Wenn die Firma das nicht zu nutzen weiß, dann sollte man das Management austauschen.“ Recht hat er, denn es ist schließlich deutlich schwieriger, 900 Millionen Kunden für eine auch noch so gute Dienstleistung zu bekommen als für 900 Millionen Kunden gute Dienstleistungen zu entwickeln.
Nur 1 Dollar pro Kunde
10,9 Milliarden Umsatz im Service-Bereich sind zwar nicht schlecht, sollten aber erst der Anfang sein. Denn wenn man diese 10,9 Milliarden auf die 900 Millionen Kunden umlegt, dann macht Apple mit jedem seiner Kunden gerade einmal einen Umsatz von 12,11 Dollar – und zwar pro Jahr. Pro Monat ist das gerade einmal ein Dollar – das Wachstumspotenzial ist also immens. Schon ein Dollar mehr pro Monat würde die Service-Umsätze glattweg verdoppeln.
Jetzt muss Apple „nur noch“ die richtigen Dienstleistungen finden, aber dafür hat man ja schließlich 123.000 Mitarbeiter, von denen sicherlich ein paar tausend in der Produktentwicklung unterwegs sind.
Jede Menge Luft nach oben, Kursziel 400 Dollar
Die wichtigste Nachricht des gestrigen Abends lautet: Aus dem Hardware-Verkäufer Apple kann ein Anbieter von Dienstleistungen werden. Das erhöht nicht nur die durchschnittlichen Margen ganz erheblich, sondern macht auch ganz andere Bewertungen möglich. Allein die Aussicht darauf hat den Kurs der Aktie gestern steigen lassen – und wird ihn wohl auch weiter antreiben. Wenn Apple es tatsächlich schaffen sollte, in einigen Jahren für Dienstleistungen zehn Dollar im Monat pro Kunde zu verlangen und die Margen in etwa halten kann, dann sprechen wir von rund 60 Milliarden Dollar zusätzlichem Gewinn pro Jahr. Bei einem KGV von 20 würde das einem zusätzlichen Firmenwert von 1,2 Billionen Dollar bedeuten – oder rund 250 Dollar pro Aktie. Zuzüglich der aktuellen 160 Dollar wären das also insgesamt über 400 Dollar. Na dann mal los Apple… .
Wenn Sie noch nicht zu den Lesern von Maydorns Meinung gehören, dann können Sie sich einfach über diesen Link in den Verteiler eintragen und bekommen Maydorns Meinung von Montag bis Donnerstag jeden Vormittag in Ihr E-Mail-Postfach. Maydorns Meinung ist kostenlos und kann jederzeit wieder abbestellt werden.
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.