Vor wenigen Tagen hat Bayer den Sack zugemacht und den US-Saatguthersteller Monsanto für knapp 60 Milliarden Euro übernommen. Doch es sind nicht nur Big Deals, die die Anleger in den Bann ziehen. DER AKTIONÄR hat daher eine Liste mit potenziellen Übernahmekandidaten zusammengestellt.
Derzeit vergeht kaum eine Woche ohne eine Übernahme einer börsennotierten Gesellschaft. Die Notenbanken stellen den Unternehmen reichlich Kapital zum kleinen Preis zur Verfügung. Zudem sind die Firmenkassen prall gefüllt. Das Geld in einen reinen Aktienrückkauf zu investieren oder immer höhere Dividenden auszuschütten, ist auf Dauer keine Lösung. Unternehmen müssen ihre Wachstumsstory auf - rechterhalten. Um die eigene Position zustärken oder sich den Zugang zu neuen Technologien zu schaffen, greifen Firmenchefs daher immer mehr – und vor allem tief – in die eigene Tasche.
Satte Übernahmeprämien sind keine Seltenheit. Vor wenigen Tagen hat sich der US-Mischkonzern General Electric für 683 Millionen Euro den norddeutschen 3D-Druckerproduzenten SLM Solutions einverleibt – und den Aktionären auf den aktuellen Kurs eine Prämie von rund 40 Prozent bezahlt.
Aber nicht nur die großen Konzerne schmieden hinter verschlossenen Türen Übernahmepläne. Auch zahlreiche Finanzinvestoren haben ihre Aktivitäten in Sachen Fusionen und Übernahmen (Merger & Acquisitions – kurz M&A) hochgefahren. Dementsprechend ist das Volumen der weltweiten M&A-Deals von 4,8 Billionen Dollar im Jahr 2014 im vergangenen Jahr auf 6,1 Billionen Dollar gestiegen ist. Im laufenden Jahr dürfte dieser Rekordwert erneut getoppt werden.
Denn die Übernahmen von KUKA und Aixtron zeigen, dass China künftig eine zunehmende Rolle bei Fusionen und Übernahmen in Deutschland spielen wird. Neben dem hohen staatlichen Interesse ist dort in den letzten Jahren auch eine potente Käufergruppe herangewachsen.
Die Übernahmewelle dürfte noch einige Zeit weiterrollen – und immer mehr deutsche Firmen erreichen. DER AKTIONÄR hat daher eine Liste mit potenziellen Übernahmekandidaten zusammengestellt.
Leuchtet Osram bald chinesisch?
Das traditionelle Lampengeschäft hat Osram bereits an chinesische Investoren verkauft - nun wollen chinesische Firmen einem Bericht des Handelsblatts zufolge auch den Licht-Konzern selbst übernehmen. "Die Chinesen sind in Sachen Osram unterwegs", zitierte das Blatt Industriekreise. "Wir befinden uns fortlaufend mit bestehenden und potenziellen Investoren im Gespräch, kommentieren aber keine einzelnen Gespräche", teilte ein Osram-Sprecher mit. Interessenten hätten Kontakt zur früheren Osram-Mutter Siemens aufgenommen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf chinesische Finanzkreise weiter. Siemens hält noch 17,5 Prozent an Osram. Der Verkauf des kriselnden Osram-Geschäfts mit Energiesparlampen und Neonröhren, das zur Zeit noch 40 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht, für 400 Millionen Euro an den chinesischen Lampenhersteller MLS mit zwei chinesischen Finanzinvestoren als Partner soll 2017 abgeschlossen werden.
Heute heizt ein Medienbericht über ein konkretes Interesse eines chinesischen Halbleiterkonzerns die Übernahmefantasie erneut ein. Bis Mitte des Monats wolle Sanan Optoelectronics ein "qualifiziertes Angebot" für die Übernahme des Lichtkonzerns vorlegen, berichtete die Wirtschaftswoche mit Berufung auf Verhandlungskreise. Die Rede sei von einem Preis von etwa 70 Euro pro Aktie.
SHW: Greifen die Chinesen weiter zu?
Das zuletzt niedrige Kursniveau haben einige Investoren genutzt, um sich bei SHW in Stellung zu bringen. Made in Germany steht für Qualität und erstklassige Produkte. SHW ist gut aufgestellt, mit hochwertigen Produkten im Sortiment. Die Kundenstruktur unter den Auto- und Brummi-Herstellern ist erstklassig. Mit 6,06 Prozent ist der chinesische Autozulieferer Anhui ARN mittlerweile der größte Einzelaktionär. Mit rund drei Prozent ist auch Tito Tettamanti an Bord. Der 85-jährige Schweizer ist ein kühler Rechner und erfolgreicher Investor. Seit 1999 hat sein Investmentvehikel Sterling Strategic Value eine Rendite von mehr als 500 Prozent erzielt. Der Real-Depot-Wert hat noch einiges an Potenzial.
Infineon: Hier bahnt sich der nächste Milliarden-Deal an
In der Halbleiterbranche gibt es reichlich Konsolidierungsfantasie. Steigende Kosten und sinkende Preise zwingen die Konzernchefs zum Handeln – und treiben die Branchenkonsolidierung voran. Wacker Chemie-Tochter Siltronic könnte das nächste "Opfer" werden.
Der jüngste Auslöser waren Berichte, dass der amerikanische Chip-Spezialist Qualcomm über einen Kauf des europäischen Rivalen NXP verhandle. Auch wenn die großen Deals derzeit eher in den USA geschlossen werden, könnte auch Infineon ins Visier eines Aufkäufers geraten. Der DAX-Konzern profitiert überproportional von den Zukunftstrends E-Auto und vernetztes Fahren und befindet sich operativ auf Wachstumskurs. Die Infineon-Aktie dürfte ihre Aufwärtsbewegung weiter fortsetzen.
Grammer: Sitzen bleiben!
Neben dem dynamischen Chartbild sorgen bei Grammer die fundamentale Entwicklung und die anhaltende Übernahmefantasie für Kaufanreize. Der Anfang des Jahres eingestiegene Investor Nijaz Hastor hat mit seiner Beteiligungsgesellschaft Halog seinen Anteil zuletzt bis auf 15 Prozent aufgestockt. „Der Einstieg von Halog bei uns mit 15 Prozent ist für uns eine Bestätigung und keine Störgröße“, so Grammer-Vorstand Hartmut Müller. DER AKTIONÄR hält eine weitere Aufstockung und weiter steigende Kurse für sehr wahrscheinlich.
STADA: Der Klassiker macht Ernst
Der Generikahersteller STADA zählt schon seit vielen Jahren zu den potenziellen Übernahmekandidaten. Waren es in den vergangenen Jahren oft nur vage Gerüchte, wird es nun ernst. Der aktivistische Investor Active Ownership Capital (AOC) hat sich im Auftrag nicht genannter Anleger mit rund sieben Prozent an dem MDAX-Konzern beteiligt. Ende August kam es auf der Hauptversammlung zu einem heftigen Schlagabtausch – und mit der Abwahl des bisherigen Aufsichtsratschefs Martin Abend zu einem Teilerfolg für den Großaktionär. Die AOC-Vertreter stellen schnelle Sparerfolge und mittelfristig eine starke Wertsteigerung in Aussicht und kündigten an, langfristig orientiert zu sein und das Unternehmen als Ankerinvestor in die Zukunft führen zu wollen. Kritiker merken dagegen an, AOC wolle das Unternehmen zerschlagen und dann die einzelnen Teile gewinnbringend verkaufen. Die anhaltenden Spekulationen um die Zukunft des MDAX-Konzerns dürften die Aktie schon bald über das Allzeithoch bei 51,43 Euro treiben.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien von SHW und Grammer befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
Das Real-Depot versucht durch kurz- und mittelfristige Investitionen in aussichtsreiche Aktien zum Erfolg zu kommen. Dabei stehen Trading-Chancen aus charttechnischer Sicht, aufgrund von positivem Newsflow oder anderen Sondersituationen im Fokus. Für zusätzliches Potenzial sorgt der Handel mit Hebelprodukten. Deshalb richtet sich das Depot vor allem an spekulativ orientierte Anleger. Interessiert? Dann holen Sie sich ein Probe-Abo und testen Sie für drei Monate das Real-Depot.