Die Fachleute des Aktionärsbrief erklären, Aktionär Chris Hohn sieht riesige Einspar-Möglichkeiten und macht dem Vorstand Druck. Deshalb ist der größte Firmenumbau in der Geschichte von Volkswagen möglich. Eine Regelung besagt, die stimmrechtslosen Vorzugsaktien werden stimmberechtigt, wenn der Konzern zwei Jahre hintereinander die Dividende ausfallen lässt. Das hätte bedeuten können, der Einfluss des Landes Niedersachsen als Großaktionär sinkt erheblich – und das wäre ein Befreiungsschlag. Die beiden Aufsichtsräte Hans Michel Piëch und Wolfgang Porsche haben den Ausfall der Dividende jedoch verhindert.
Einzelheiten zu dem Firmenumbau möchte Vorstandsvorsitzender Matthias Müller erst im Herbst bekanntgeben. Grob heißt es jedoch, mit zweistelligen Milliardeninvestitionen bis zum Jahr 2025 sollen die Gewinnspannen deutlich erhöht werden. Der Ertrag soll um bis zu acht Milliarden Euro gesteigert werden. Dafür werden der Geschäftsbereich der Fertigung von Komponenten wie Motoren, Getrieben, Chassis-Elementen und Kunststoffbauteilen in einem eigenen Unternehmen gebündelt, die Modellpalette verkleinert und eine Elektroauto-Offensive gestartet, wobei ein Viertel des Absatzes auf solche E-Autos entfallen soll. Zudem soll eine eigene Batterietechnologie aufgebaut werden.
Falls alles umgesetzt wird, könnte Volkswagen ab dem Jahr 2020 bis zu 30 Euro je Aktie verdienen, was einem KGV von 4 entspräche. Daraus resultiert dann ein Verdopplung-Potenzial für den Aktienkurs.
In den USA hat Volkswagen nun bis zum 28. Juni Zeit, einen Vergleichs-Vorschlag für die Käufer von Diesel-Autos vorzulegen. Das Gericht möchte sich bis zum 26. Juli Zeit nehmen, um diesen Vorschlag zu genehmigen oder ich abzulehnen. Also sehen die Anleger in dieser Angelegenheit erst in sechs Wochen klarer. Langfristig halten die Fachleute des Aktionärsbrief die aktuelle Notierung für einen attraktiven Einstiegskurs.