Wer hofft, nach den teils schlimmen Verlusten 2022 werde 2023 besser, irrt sich gewaltig. Das jedenfalls meint Michael Kantrowitz, Analyst von Piper Sandler. Kantrowitz, bekannt für seine bearishen Prognosen, sieht auch in diesem Jahr keine Chance für die Bullen. Das Gros der Analysten ist aber anderer Meinung.
Kantrowitz erwartet, dass der S&P 500 um 16 Prozent auf 3.225 Punkte fallen wird. Das ist das niedrigste Kursziel aller von Bloomberg erfassten Prognosen.
„Es wird noch mehr Schmerzen geben“, befürchtet Kantrowitz. „Die Baisse an den Anleihemärkten wird Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne haben, ebenso der strikte Kurs der Notenbanken. Insgesamt haben wir es mit einem ungewöhnlichen Umfeld zu tun.“
Laut Kantrowitz wird es einige Zeit dauern, bis sich die höheren Kreditkosten in der Wirtschaft bemerkbar machen. „Deswegen wird sich der Rückgang der Unternehmensgewinne wahrscheinlich bis weit ins nächste Jahr erstrecken.“
Die Mehrheit der Analysten erwartet indes nicht, dass der Aktienmarkt erneut ein Minus einfährt, was dann das erste Mal seit 20 Jahren wäre. Die von Bloomberg befragten Experten sehen den S&P 500 Ende 2023 bei 4.078 Punkten, was immerhin ein Plus von sechs Prozent wäre.
DER AKTIONÄR sieht viel Negatives in den Aktienkursen eingepreist. Die große Frage ist, wie es mit der Inflation weitergeht. Die Entwicklung der Energiepreise, die zuletzt stark gesunken sind, macht Hoffnung, dass die Notenbanken in wenigen Monaten die Zinswende einläuten werden. Für die Aktienkurse wäre das ein Segen.