Erst die Scheidung, dann die Berichte um eine Affäre und eine angebliche Erpressung, nun auch noch ein Steuerstreit: Der Gegenwind bläst Amazon-CEO Jeff Bezos immer schärfer ins Gesicht. Mancher Aktionär macht sich schon Sorgen, bei so vielen Problemen könnte das Operative in Mitleidenschaft gezogen werden.
Jeff Bezos unter Druck: Ausgerechnet seine eigene Zeitung, die Washington Post, hat nun eine Studie veröffentlicht, nach der Amazon 2017 und 2018 keinen Cent Steuern bezahlt hat. Und das trotz des mit 11,2 Milliarden Dollar höchsten Gewinns der Konzerngeschichte. Amazon habe sogar noch eine Steuergutschrift von 129 Millionen Dollar erhalten.
Die Reaktion des Konzern fiel trocken aus: „Amazon bezahlt alle Steuern, die in Amerika und in den Ländern, in denen wir operieren, erforderlich sind“, so eine Sprecherin. Amazon habe in den Vorjahren Milliarden an Unternehmenssteuern bezahlt und außerdem viel für Investitionen ausgegeben.
Trotzdem erntete Amazon einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken. Die aufstrebende demokratische Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez schrieb auf Twitter, Amazon habe demnach 0 Dollar in Schulen, Feuerwehr, Infrastruktur, die Forschung und das Gesundheitswesen investiert.
Noch mehr Ärger
Der Bericht kommt zu einer Zeit, in der Jeff Bezos mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Die Öffentlichkeit hat erfahren, dass der Amazon-Chef eine Affäre hatte. Der Mutterkonzern des Klatschblattes National Enquirer veröffentliche mehrere schlüpfrige SMS. Außerdem habe der National Enquirer damit gedroht, intime Fotos zu publizieren, so Bezos.
Ebenfalls Ärger handelte sich Bezos mit der Stadt New York ein. Der Konzernchef cancelte seinen Plan, in New York eine neue Zentrale zu eröffnen, nachdem Anwohner, Gemeindevertreter und Aktivisten heftig protestiert hatten.
Bezos ist Profi genug
Keine Frage: Es läuft derzeit nicht rund für Jeff Bezos. Doch der 54-Jährige ist eine Kämpfernatur. Er hat in seinem Leben schon einige Hürden bewältigt. Er hat Amazon gegen alle Widerstände von einem kleinen Onlinebuchhändler zu einem Weltkonzern gemacht, vor dem Unternehmen aus etlichen Branchen zittern. Amazon hat über Jahre rote Zahlen geschrieben, doch der umtriebige Bezos hat nicht mal im Traum daran gedacht, aufzugeben. Das wird er jetzt auch nicht tun. DER AKTIONÄR vertraut auf Bezos‘ Professionalität und seine Fähigkeit, Berufliches von Privatem trennen zu können. Darüber hinaus wird sich der Imageschaden wegen der Steuersache in Grenzen halten. Es bleibt dabei: Die aktuelle Kursschwäche ist eine Top-Kaufgelegenheit.