Internet-Giganten wie Amazon, Facebook oder Google nehmen zu viel gesellschaftlichen Einfluss, sagt die demokratische Präsidentschaftsanwärterin Elizabeth Warren. Deswegen will sie, die etwas gegen „schmarotzende Milliardäre“ hat, radikal gegen die Unternehmen vorgehen. Müssen sich Amazon-Aktionäre wirklich Sorgen machen?
Elizabeth Warren hat ein Problem mit der Macht der großen Internetunternehmen. Facebook, Amazon und Co hätten zu viel Einfluss auf die Wirtschaft, die Demokratie und das Leben der Amerikaner, so die demokratische Präsidentschaftsanwärterin.
Warrens Plan: Ein eigenständiger Anbieter stellt die Infrastruktur zur Verfügung. Ein zweites, vom ersten getrenntes Unternehmen, bietet die Inhalte an.
An der Börse gibt es die Diskussion über eine Zerschlagung Amazons schon lange. DER AKTIONÄR war eines der ersten Magazine, das über eine Abspaltung der Cloudsparte AWS spekuliert hat. Für den Aktienkurs wäre das ein Boost, denn so kann der Wert der Sparte besser zur Geltung kommen.
AWS ist eines der Top-Juwelen in der Amazon-Schatztruhe. Brent Thill, Analyst von Jefferies, bewertet AWS mit 350 Milliarden Dollar. Der Experte erwartet bis 2022 einen Umsatz von 71 Milliarden Dollar. Das bedeutet, Thill geht von einer leichten Umsatzabschwächung im Laufe der Jahre aus. Das von ihm angesetzte KUV von 5 geht absolut in Ordnung und könnte sogar zu konservativ sein. Die Deutsche Bank hatte AWS in einer Studie von 2015 ein KUV von 10 zugestanden.
Eine AWS-Abspaltung würde Warren begrüßen, aber das wäre ihr längst nicht genug. Auch die Übernahme Amazons von Whole Foods ist der 69-jährigen Demokratin ein Dorn im Auge. Sie fordert, sie rückgängig zu machen. Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen sei ein Beleg dafür, dass die Plattform Amazon längst viel zu mächtig geworden sei.
Kein leichter Weg ins Weiße Haus
Warren ist zwar bei Weitem kein politisches Leichtgewicht. Sie ist die erste Senatorin für Massachusetts, ist eine Harvard-Rechtsprofessorin und war früher Beraterin von Barack Obama. Die Frage ist aber, ob sie mit dem Wahlkampfthema „Klassenkampf“ entscheidend punkten kann. Zwar sind etliche Amerikaner unzufrieden mit der Politik Donald Trumps. Die Geschichte hat aber gezeigt: Ein Präsident muss sehr viel falsch machen, um nicht wiedergewählt zu werden. Der letzte, bei dem dies der Fall war, war George Bush. Er scheiterte 1992 gegen Bill Clinton.
Kein Grund zur Aufregung
Ob Warren Trump stürzen kann, steht in den Sternen. Auch wenn sie es schaffen sollte, wird sie ihre Pläne niemals eins zu eins umsetzen können. Dies muss seit Monaten Donald Trump (Mauerbau, Zollstreit) erfahren. Amazon-Aktionäre können also ganz entspannt bleiben.