Die Volkswagen-Aktie ist am Freitag nach Enttäuschungen über ein geplatztes Vergleichsverfahren mit Hunderttausenden von geschädigten Dieselkunden in die Verlustzone gedreht. Nach einem marktkonformen leicht positiven Verlauf am Vormittag büßten sie am Nachmittag zuletzt 1,4 Prozent auf 170,18 Euro ein. Damit ist die Aktie des Autobauers der zweitschwächste Wert des Tages im DAX. Nur Wirecard muss noch größere Verluste hinnehmen – die Aktie verliert nach Quartalszahlen 3,1 Prozent.
Volkswagen will den klagenden Dieselkunden aber trotz des geplatzten Vergleichsverfahrens mit Verbraucherschützern eine Entschädigung zahlen. Die bereits ausgehandelten 830 Millionen Euro sollen "auch ohne die Unterstützung des Verbraucherzentrale-Bundesverbands" angeboten werden, teilte das Unternehmen nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Freitag mit. Über den Schritt des Konzerns hatte zuvor auch das digitale Wirtschaftsmagazin "Business Insider" berichtet.
Kurz zuvor hatte es geheißen, die Gespräche mit dem Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) seien gescheitert. VW störte sich daran, dass eine pauschale Forderung von 50 Millionen Euro Vergütung für die Anwälte des vzbv nicht näher begründet worden war. Das formale Scheitern der Vergleichsverhandlungen dürfe jedoch "nicht zu Lasten der Kundinnen und Kunden gehen", betonte das Unternehmen nach weiteren Beratungen des Managements.
Die deutschen Autoaktien waren zuletzt bereits deutlich unter Druck geraten – auch aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus. Volkswagen war noch die Aktie, die sich am besten behaupten konnte. Nichtsdestotrotz ist das Papier zuletzt an eine wichtige Unterstützung herangelaufen: die 200-Tage-Linie. Diese sollte unbedingt verteidigt werden, soll sich das charttechnische Bild nicht noch weiter eintrüben.
(Mit Material von dpa-AFX)