Altria-CEO Howard Willard tritt nach einer Erkrankung an Covid-19 zurück. Zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannte der Tabakkonzern den bisherigen Finanzchef Billy Gifford. Willard stand wegen der teuren Beteiligung am E-Zigarettenherstellers Juul stark in der Kritik. Die Anleger greifen nach dem Rücktritt bei Altria zu.
Willard hatte sich im März wegen einer Infizierung mit dem Coronavirus beurlauben lassen. Er erhole sich zwar von der Krankheit, habe sich aber entschieden, ganz von seinen Ämtern zurückzutreten, erklärte Altria (Marlboro) nun.
Willard hatte den Spitzenjob bei Altria im Mai 2018 übernommen. Insgesamt war er 28 Jahre für den Konzern tätig. Ende 2018 setzte Willard den Einstieg beim aufstrebenden Start-up Juul durch. Für üppige 12,8 Milliarden Dollar erwarb Altria 35 Prozent an Juul. Die Summe entsprach dem 60-fachen EBITDA des E-Zigarettenherstellers.
Der finanzielle Kraftakt wurde aber zu einem teuren Debakel: Juul geriet wegen der großen Verbreitung der E-Zigaretten unter Jugendlichen in die Bredouille und es wurden hohe Abschreibungen auf die Beteiligung fällig.
Ursprünglich war Juul von Altria mit 38 Milliarden Dollar bewertet worden, Ende Dezember waren es nur noch zwölf Milliarden.
Ob Covid-19 der einzige Grund für Willards Rückzug ist oder ob der Druck wegen Juul für ihn zu groß wurde, bleibt offen. Klar ist: Auf seinen Nachfolger wartet viel Arbeit. Covid-19 könnte das Gesundheitsbewusstsein der Menschen verändern und die Zahl der Raucher könnte weiter abnehmen. Allerdings dürfte dieses Szenario weitestgehend im Altria-Kurs eingepreist sein: Das 2021er-KGV beläuft sich auf nur noch 9, die Dividendenrendite beträgt 8,3 Prozent. Seit der Empfehlung des AKTIONÄR am 23. März hat die Aktie bereits 28 Prozent zugelegt. Mutige Anleger setzen auf eine Fortsetzung der Kurserholung.
(Mit Material von dpa-AFX)