Spätestens ab dem Herbst wird angesichts der Coronakrise überall auf der Welt eine deutliche Pleitewelle bei Unternehmen einsetzen, die sich dann im ersten Halbjahr 2021 fortsetzen dürfte. Zu dieser Einschätzung kommt Euler Hermes, der Kreditversicherer der Allianz. Das Unternehmen rechnet in diesem und im kommenden Jahr mit einem kumulierten Anstieg der weltweiten Insolvenzen um insgesamt 35 Prozent, was ein neuer Negativrekord sei. Die Auswirkungen auf den Mutterkonzern sollten sich jedoch in Grenzen halten.
Die Entwicklung verlaufe in den Regionen allerdings sehr unterschiedlich, so die Studie von Euler Hermes. So zeige sich in zwei von drei Ländern bereits jetzt ein massiver Anstieg der Pleiten, im anderen Drittel wiederum finde der stärkste Anstieg zeitversetzt erst 2021 statt.
Das sei "eine tickende Zeitbombe", sagte Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Spätestens im dritten Quartal des Jahres wird diese Zeitbombe hochgehen und die Schockwellen dürften sich ins gesamte erste Halbjahr 2021 ausbreiten."
In Deutschland werden der Studie zufolge die Pleiten im Zuge der Covid-19-Pandemie in den zwei Jahren bis 2021 um insgesamt 12 Prozent auf dann etwa 21.000 Fälle ansteigen. Damit gehöre die Bundesrepublik wie auch Großbritannien, Frankreich, Belgien, die Schweiz oder Indien zu dem Drittel der Länder, das die Negativeffekte zeitverzögert erreicht.
Deutschland könnte allerdings "im Vergleich zu vielen anderen Ländern mit einem blauen Auge davonkommen”, sagte Van het Hof. Gründe dafür seien neben der besseren Ausgangssituation und dem weniger strikten Lockdown auch die Sofortmaßnahmen der Regierung. Insbesondere der vereinbarte Schutzschirm in der Kreditversicherung habe den Handel erst einmal stabilisiert und Lieferketten zusätzlich geschützt.
Mit Warenkreditversicherungen, wie sie von der Allianz- Tochter angeboten werden, sichern sich Firmen gegen Zahlungsausfälle ab. In Deutschland übernimmt die Regierung 2020 eine Garantie für Entschädigungszahlungen der Kreditversicherer von 30 Milliarden Euro. Im Gegenzug überlassen die Versicherer dem Bund 65 Prozent ihrer Prämieneinnahmen.
Coface SA, ein anderer großer Kreditversicherer, rechnet mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland allein im Jahr 2020 um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies sei der stärkste prozentuale Anstieg seit 2002 nach dem Platzen der Internetblase, heißt es in einer Studie. Dennoch glaubt auch Coface, dass Deutschland unter dem weltweiten Durchschnitt bleiben wird.
Der Ausblick von Euler Hermes bereitet Kopfschmerzen, die aber durch viele staatliche Hilfsprogramme gelindert wird. Die Folgen für den Allianz-Konzern sind vor diesem Hintergrund wahrscheinlich verkraftbar. An der Einschätzung zur Aktie ändert sich nichts.
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Allianz.