Nicht nur die EZB-Sitzung ist am Donnerstag ein Highlight, auch die Aufsichtsratssitzung beim Versicherungsriesen Allianz dürfte von vielen Marktteilnehmern mit Spannung erwartet werden. Unter anderem stehen auf der Tagesordnung mehrere Top-Personalien. Zum Jahresende laufen die Verträge von sechs Vorständen aus, darunter auch der von Konzernchef Michael Diekmann. Zur Sprache wird auch der Abschied des "Bondkönigs" kommen.
Diekmann wird im Dezember 60 Jahre alt und erreicht damit die interne Altersgrenze der Allianz. Dennoch wird seit Monaten darüber spekuliert, dass sein Vertrag noch einmal verlängert werden könnte.
Teurer Gross-Abschied
Denn Europas größter Versicherer hat derzeit alle Hände voll damit zu tun, die Krise bei der Fondstochter Pimco in den Griff zu bekommen. Wie der Konzern am Mittwoch mitteilte, hat die Allianz-Tochter Pimco den Abgang des Firmengründers und Investmentchefs Bill Gross teuer bezahlen müssen. Im September zogen Investoren insgesamt 23,5 Milliarden Dollar (18,2 Milliarden Euro) aus dem bislang von Gross gemanagten Flaggschiff "Total Return Fund" ab.
Das entspricht einem Verlust von 10,6 Prozent binnen eines Monats - Ende August hatte Pimco das Volumen des Fonds zuletzt mit 221,6 Milliarden Dollar angegeben. Noch nie in der Geschichte des 1997 aufgelegten Fonds kam es zu einer Kapitalflucht in diesem Ausmaß. "Die größten Abflüsse gab es am Tag von Bill Gross' Rücktritt", hieß es in der Mitteilung.
Auch bei der US-Versicherungstochter Fireman's Fund läuft es nicht rund. Seit Jahren liefert das Unternehmen Verluste in München ab und soll nun zerlegt und möglicherweise in Teilen verkauft werden.
Ein Abschied Diekmanns zum Jahreswechsel könnte deshalb ungelegen kommen. Mit etwas mehr Zeit könnte der gebürtige Westfale, der seit 2003 an der Allianz-Spitze steht, die Probleme lösen und seinem Nachfolger ein aufgeräumtes Haus hinterlassen.
Rücksetzer zum Kauf nutzen
Die jüngste Kursschwäche war dem Abschied von Bill Gross geschuldet. Ein weiterer Abgang in Person von Michael Diekmann könnte die Aktie zusätzlich unter Druck bringen. Es darf deshalb erwartet werden, dass der Chef in seinem Amt bleibt. Die Aktie bleibt ein Basisinvestment im DAX - schwächere Tage sollten zum Einstieg genutzt werden.
(Mit Material von dpa-AFX)