Die meisten DAX-Aktien zeigen am Montag steigende Kurse. Zu den wenigen Verlierern gehört im frühen Handel die Allianz. Gleich drei Gründe setzen den Versicherungskonzern derzeit unter Druck.
Am Wochenende ist bekannt geworden, dass die Allianz vom Brückeneinsturz im italienischen Genua betroffen ist - und zwar gleich doppelt. Der Konzern gehört nicht nur zu den Versicherern des Bauwerks, sondern ist in kleinem Umfang auch an der Betreibergesellschaft Autostrade per l'Italia beteiligt, hatte die Welt am Sonntag (WamS) berichtet.
Allianz hat etwa 600 Millionen Euro investiert
Die Allianz gehöre als kleiner Partner einem Konsortium an, das das Bauwerk versichert habe, hieß es. Im Sommer 2017 hatte sich ein Konsortium aus Allianz, dem französischen Versorger EDF und dem niederländischen Fonds DIF mit insgesamt knapp sieben Prozent an Autostrade per l'Italia beteiligt. Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe gut eine Milliarde Euro für die Anteile bezahlt, schreibt die WamS unter Berufung auf den Atlantia-Konzern, den Haupteigentümer von Autostrade per l'Italia. Auf den deutschen Versicherer entfallen 60 Prozent dieser Anteile an dem Konsortium. Demnach dürfte allein die Allianz gut 600 Millionen Euro in Autostrade per l'Italia investiert haben.
Atlantia wiederum gehört zu großen Teilen (gut 30 Prozent) der italienischen Benetton-Familie, die vor allem für die gleichnamige Modemarke bekannt ist. Der Kurs der Atlantia-Aktie ist nach dem Brückeneinsturz von 25,70 Euro auf zeitweise 17 Euro eingebrochen - ein Verlust von 33 Prozent.
Deutschland-Tochter mit Gewinnrückgang
Als Rückversicherer muss voraussichtlich Swiss Re für den größten Teil der Folgen des Brückeneinsturzes aufkommen, schreibt das Handelsblatt. Die Allianz muss jedoch neben den Genua-Auswirkungen auch noch Abstriche beim Gewinn der Deutschland-Tochter machen. Nach den insgesamt soliden Konzern-Quartalszahlen gab die Allianz Deutschland in der vergangenen Woche bekannt, dass das operative Ergebnis im ersten Halbjahr um 13 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro geschrumpft ist. Grund dafür seien vor allem die Unwetter zu Jahresbeginn, die die Schaden-Kosten-Quote in der Sachversicherung auf 97,6 (2017: 94,2) Prozent nach oben trieben. Für Naturkatastrophen zahlte der größte deutschen Versicherer im ersten Halbjahr mit 392 Millionen Euro fast doppelt so viel aus wie ein Jahr zuvor. Der Nettogewinn sank um 14 Prozent auf 786 Millionen Euro.
Auch für das Gesamtjahr rechnet die Allianz Deutschland offenbar nicht mit einer Trendwende: Ziel sei eine "solide Entwicklung" bei Umsatz und Ergebnis. 2017 war der operative Gewinn bereits um elf Prozent gefallen. Für das laufende Jahr ist der neue Deutschland-Chef Klaus-Peter Röhler zuversichtlich.
Langfristiger Aufwärtstrend intakt
Dennoch ist die Allianz-Aktie seit vergangener Woche wieder unter Druck geraten. Vom Wochenhoch bei gut 190 Euro rutschte der DAX-Wert bis auf 182,70 Euro heute im frühen Handel ab. Dann drehte der Kurs wieder nach oben. Die charttechnische Betrachtung zeigt, dass der Kurs zuletzt an der 200-Tage-Linie (derzeit bei 190,35 Euro) scheiterte. Nun droht ein Rückfall bis auf den längerfristgen Aufwärtstrend. Die entsprechende Linie verläuft derzeit bei 178 Euro.
Das noch bis Ende September laufende, dritte Aktienrückkauf-Programm stützt den Kurs. Im Raum steht auch noch ein weiteres Programm, das noch im vierten Quartal starten könnte. Die Analysten der Commerzbank trauen der Allianz-Aktie auf Sicht von zwölf Monaten einen Kurs von 235 Euro zu. Auch DER AKTIONÄR hält weiterhin an seiner langfristigen Empfehlung zur Allianz-Aktie fest. Das langfristige Ziel liegt bei 225 Euro, eine Stopp-Loss-Marke wurde bei 170 Euro gesetzt.