Die Experten des Frankfurter Börsenbriefes berufen sich auf Oliver Ralph, Financial Times, der bezüglich der Allianz und der Tochterfirma PIMCO sehr gut nachgeforscht hat und sich nun ein erneut gutes Geschäft für den Versicherungs- und Vermögensverwaltungskonzern vorstellen kann (Anmerkung der Redaktion: Die Pacific Investment Management Company, LLC, kurz PIMCO, ist im US-Staat Kalifornien ansässig und hat sich auf die Geldanlage in verzinsliche Wertpapiere spezialisiert. PIMCO ist im Jahr 1971 als Tochterfirma des Lebensversicherungs- und Finanzdienstleistungskonzerns Pacific Life gegründet worden. Im Jahr 2000 ist PIMCO vollständig von der Allianz Global Investors of America übernommen worden. Die wiederum gehört zu drei Prozent der Pacific Life und zu 97 Prozent der Allianz SE. In Deutschland arbeitet PIMCO als Anlageberater für die Rentenfonds von Allianz Global Investors.).
PIMCO verwaltete im Jahr 2000 etwa 250 Milliarden Dollar und die Allianz bezahlte etwa das 15-fache EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) für PIMCO. Heute betreut PIMCO etwa 1,9 Billionen Dollar. Allerdings waren die Anlage-Ergebnisse jüngst nicht mehr so ausgezeichnet wie in vielen Jahren zuvor. Zudem sind Anlagen in solche Rentenpapiere derzeit schwierig und wenn das US-Notenbanksystem Fed kein neues Geld mehr erzeugt, indem es US-Staatsanleihen kauft, dann dürften selbst die heutigen Renditen nicht zu halten sein.
Vor diesem Hintergrund könnte sich die Allianz SE wieder von PIMCO trennen. Die Vermögensverwaltung könnte PIMCO schließlich auch über ein von der Allianz SE erteiltes Verwaltungsmandat beibehalten. Eine solche Trennung könnte über einen Verkauf an einen anderen Konzern erfolgen oder über einen Börsengang. Bei letzterem könnte die Allianz SE ihren Aktionären die Aktien einer PIMCO AG auch einfach so in deren Depots einbuchen, also ähnlich, wie es Siemens beim Börsengang der Tochterfirma OSRAM gemacht hat.
Oliver Ralph schätzt, basierend auf Schätzungen der britischen Bank Barclays, PIMCO werde im nächsten Jahr 1,6 Milliarden Euro verdienen. Würde PIMCO mit einem KGV von 14 bewertet, wie es dem Durchschnitt vergleichbarer Firmen entspricht, käme PIMCO auf eine Marktkapitalisierung von 22 Milliarden Euro. Die Allianz SE – nach einer Trennung von PIMCO – müsste einen Börsenwert von 50 Milliarden Euro haben. Aktuell müsste die Allianz SE also 22 plus 50 Milliarden also 72 Milliarden Euro kosten. Bei einem Aktienkurs von derzeit rund 130 Euro wird die Allianz allerdings nur mit etwas mehr als 59 Milliarden Euro bewertet. Falls die Allianz SE den Mut zu einer solchen Separation von PIMCO hat, könnten die Aktionäre also gut daran verdienen. Doch auch ohne ein solch massives Manöver sind die Anteile der Allianz kaufenswert.
Börsenwelt Presseschau (Aus gegebenem Anlass: Der vorhergehende Text ist von der genannten Publikation übernommen sowie üblicherweise sinnwahrend gekürzt und verständlicher formuliert. Anmerkungen der Börsenwelt-Redaktion stehen ausschließlich in Klammern und sind mit dem Vorsatz "Anmerkung der Redaktion" gekennzeichnet. Eine Presseschau gibt Texte anderer Presseorgane wieder, ohne deren Sinn zu verändern. Kollege H. G. hat auf folgendes hingewiesen: Die Bezeichnung "endlos laufender Call-Optionsschein" ist nicht korrekt beziehungsweise irreführend, denn Optionsscheine (im strengen Sinne) haben immer eine Laufzeit. Korrekt müsste es "Turbo-Call-Optionsschein" etc. heißen. Im Sinne der leichteren Lesbarkeit behalten wir jedoch die Formulierung "endlos laufender Call-Optionsschein" bei.)
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