Alibaba dominiert den chinesischen Online-Handel. Um jedoch weiterhin ein hohes Umsatzwachstum zu erzielen, setzt Alibaba seit Jahresbeginn auf einen neuen Markt: den Offline-Einzelhandel. Hier investierte der Konzern bereits acht Milliarden Dollar – und weitere Milliarden dürften Folgen, denn Alibaba plant aktuell sein bisher ehrgeizigstes Projekt.
Laut den Marktforschern von eMarketer finden in China fast 80 Prozent aller Verkäufe (Erlös rund 4 Billionen Dollar) noch Offline statt. Ein gigantischer Markt, den auch der Alibaba für sich entdeckt hat. In den vergangenen zwei Jahren investierte der E-Commerce-Konzern rund acht Milliarden Dollar in den Offline-Handel.
Den ersten Schritt, um im großen Stil Offline-Umsätze anzuzapfen unternahm Alibaba im Januar, als der Konzern die Kaufhauskette InTime für 2,6 Milliarden Dollar übernahm. Zudem tat sich der E-Commerce-Gigant mit den Einzelhandelskonzernen Suning Commerce und Bailian zusammen.
Wie die Supermärkte 2.0 aussehen sollen, testet Alibaba bereits seit 2015 mit den experimentellen Supermärkten namens Hema. Selbstverständlich immer mit dabei: die Mobile-App mit QR-Scanner, Bezahldienst, persönlich zugeschnittenen Angeboten und Rabattaktionen.
Jetzt hat Alibaba das bisher ehrgeizigste Projekt vorgestellt: Der Konzern will rund 10.000 kleine Gemischtwarenläden in Alibaba-Shops umbauen. Den Kunden soll dort alles geboten werden, was sie von Alibaba-Plattformen gewohnt sind. Der Alibaba-Vizepräsident Lin Xiaohai fasst das Projekt folgendermaßen zusammen: „ Die Läden werden zu Supermärkten, Poststationen, Reisebüros und sogar Gemeinschaftsbanken.“
Die Umbau-Kampagne dürfte das klassische chinesische Einzelhandelsmodell massiv umkrempeln und die bereits 529 Millionen monatlich aktiven Alibaba-Nutzer nach dem Rebranding auch Offline einfangen. Welche Umsätze bei einer erfolgreichen Umsetzung des neuen Alibaba-Modells hinzukommen, ist dabei kaum vorstellbar. Definitiv bleibt weiterhin genügend Platz für Wachstumsraten jenseits der 40 Prozent.
Die digitale Transformation des Einzelhandels unter der Marke Alibaba ist vielversprechend, denn auch Offline können die Synergien von Logistik, Verkauf und Bezahlung genutzt werden. Zudem stellen, neben der Größe des chinesischen Einzelhandelsmarktes, auch die gesammelten Nutzerdaten von Offline-Käufern eine nicht zu unterschätzende finanzielle Chance dar.
Bereits die erwartete Umsatzentwicklung mit einem Plus im Online-Geschäft von 49 Prozent für 2018 bei Gewinnmargen von 47 Prozent rechtfertigt die aktuell hohe Bewertung Alibabas (18er KGV von 34). Das Offline-Engagement liefert jetzt zusätzliches Kurspotenzial für kommende Jahre. DER AKTIONÄR empfiehlt daher: Dabeibleiben und die Gewinne laufen lassen.