In den vergangenen Monaten hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass Alibaba eine Offensive in Europa plant. Doch am Montag wurde überraschend bekannt, dass der ehemalige Karstadt- und Amazon-Manager Terry von Bibra den chinesischen E-Commerce-Riesen verlassen hat. Von Bibra leitete das Europa-Geschäft. Die genauen Umstände seines Abgangs sind rätselhaft.
Von Bibra war dreieinhalb Jahre Europa-Chef bei Alibaba. Seitdem sollen Medienberichten zufolge auch die Planungen für eine massive Expansion laufen. Anzeichen dafür: ein gigantisches Logistikzentrum in Belgien, eine Ladeneröffnung in Madrid, ein Übernahme-Gerücht bezüglich Zalando. Zudem sollen Personalagenturen im Auftrag von Alibaba bei Managern aus dem regionalen E-Commerce-Umfeld angeklopft haben.
Von Bibras Abgang überrascht, stand aber womöglich schon länger zur Debatte. „Wir sind dankbar, dass er uns unterstützt hat“, teilte Alibaba dem Handelsblatt auf Anfrage mit. Geschäftspartner des Unternehmens sollen zuletzt nicht mehr gewusst haben, wer ihr Ansprechpartner ist. Von Bibra sei seit 2019 nicht mehr als Geschäftsführer im Handelsregister eingetragen gewesen, heißt es außerdem in dem Artikel.
Ein logischer Nachfolger von Bibras wäre Karl Wehner, derzeit verantwortlich für den deutschsprachigen Raum und die Türkei. Wehners Vorgänger hieß übrigens: Terry von Bibra.
Da die Expansion nach Europa noch in den Kinderschuhen steckt, dürfte der Abgang von Bibras kaum Auswirkungen auf den Aktienkurs haben. Dieser wird derzeit vielmehr von Charttechnik und der Situation rund um das Coronavirus bestimmt. Die Aktie befindet sich in einer Korrekturphase, hat sich inzwischen aber wieder deutlich über der 200-Dollar-Marke stabilisiert. Alibaba bleibt eine AKTIONÄR-Empfehlung.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.