Chinas E-Commerce-Riese bleibt konsequent: Einmal mehr wird das Fehlverhalten einer Führungskraft nicht unter den Tisch gekehrt, sondern streng sanktioniert. Das ist im aktuellen Fall nicht ganz selbstverständlich – immerhin ist von der Entscheidung ein absoluter Wachstumsbereich des Konzerns betroffen.
Zhao Yang, bislang Content-Chef bei Taobao Live, ist seinen Job los. Er soll unter anderem seine Position missbraucht haben, um Livestreamern lukrative Jobs bei Taobao (eine Alibaba-Plattform) zu verschaffen. Außerdem soll er Teilzeitjobs bei anderen Streaming-Unternehmen, Geschenke und Geld angenommen haben. Das berichtete diese Woche unter anderem das chinesische Nachrichtenportal Caixin unter Berufung auf interne Alibaba-Dokumente.
Zhao Yang war seit 2018 Chef bei Taobao Live. 2019 hatten sich die Erlöse in seinem Bereich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Auch in der Coronakrise boomt das Geschäft.
Unabhängig von beruflichen Erfolgen legt Alibaba traditionell hohe Maßstäbe an die Integrität seiner Mitarbeiter an. Darüber wachen die Alibaba-Partner, eine Art Aufsichtsrat, der aus ausgesuchten, langjährigen Wegbegleitern des Unternehmens besteht.
Vor einigen Wochen wurde bereits Taobao-Führungskraft Jiang Fan degradiert, nachdem seine moralische Integrität fraglich geworden war.
Der Fall ist zwar grundsätzlich eher negativ, unterm Strich beruhigt aus Anlegersicht aber, dass bei Alibaba durchgegriffen wird, sobald sich Führungskräfte nicht an die Regeln halten. Der Aktienkurs bewegt sich in Allzeithoch-Nähe. DER AKTIONÄR bleibt aufgrund der hervorragenden Positionierung des Konzerns in diversen Wachstumsbereichen zuversichtlich, dass neue Hochs in einem freundlichen Gesamtmarkt nur eine Frage der Zeit sind.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.