Es ist das wichtigste Shopping-Event in China nach dem Single’s Day am 11.11.: das Mid-Year Shopping Festival. Am Donnerstag, 18. Juni, ist der große Tag gekommen. Besonders spannend wird, wie konsumfreudig die Chinesen im Jahr der Coronakrise sind. Erste Zahlen von Chinas E-Commerce-Giganten sind vielversprechend.
Die Sonderangebote gibt es nicht nur am 18. Juni, es handelt sich eher Shopping-Wochen als um einen einzelnen Tag. Bereits seit Ende Mai sind Vorbestellungen möglich. In der ersten Stunde des Vorverkaufs verzeichnete Alibaba auf seinen Plattformen eigenen Angaben zufolge eine Verfünffachung des Warenumsatzes gegenüber 2019. In den ersten zehn Stunden nach Beginn der eigentlichen Festival-Wochen am 1. Juni lag das Volumen 50 Prozent höher als im Vorjahr. Innerhalb von sieben Minuten wurden allein im Bereich „Beauty“ Produkte im Gesamtwert von umgerechnet rund 63 Millionen Euro verkauft.
Auch Konkurrent JD.com verzeichnete starke Zuwächse.
Wie ist das möglich?
Kaum noch eine internationale Marke will auf die gewaltigen Reichweiten von Alibaba und Co verzichten. Knapp 100.000 Marken nehmen diesmal allein auf der Alibaba-Plattform Tmall an den Sonderwochen teil – doppelt so viele wie im Vorjahr. Dank Big Data und KI kann Alibaba sich immer gezielter an den Vorlieben der Kunden orientieren. Chinas Internet-Riesen sind außerdem zunehmend in anderen Ländern tätig. Und die Coronakrise hat den Trend zu digitalen Geschäften beschleunigt.
Ein wichtiger Faktor sind dieses Jahr zudem staatliche und private Fördermaßnahmen. Während Alibaba Händler in der Krise mit gesenkten oder gestrichenen Gebühren unterstützt, treibt auch der Staat den Konsum an. Chinesische Regionalregierungen vergeben Gutscheine und Zuschüsse im Wert von umgerechnet mehr als einer Milliarde Euro. Diese Kaufanreize werden nicht zuletzt über Alibabas Bezahlapp Alipay und Tencents WeChat in einer Art Echtzeitlotterie verteilt.
Die Zahlen unterstreichen die Aussagen der Alibaba-Führung, wonach bereits eine deutliche Erholung der Geschäfte spürbar ist. Die Shoppping-Bereitschaft der Chinesen hat offenbar nicht nachhaltig gelitten. Die Maßnahmen der Unternehmen und des Staates heizen die Kauflust so weit an, dass auch dieses Jahr wieder neue Rekorde aufgestellt werden dürften. Gute Aussichten für Anleger.
DER AKTIONÄR hat in den vergangenen Wochen mehrere Anfragen erhalten, womit Anleger rechnen müssen, falls der Handel mit China-Anteilen an den US-Börsen verboten werden sollte. In der aktuellen Ausgabe (25/2020, erhältlich als E-Paper und am Kiosk) wurde das Thema beleuchtet. Hier geht's zum Artikel.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba, JD.com.