Während der Corona-Pandemie arbeiten einige Labore rund um die Uhr, damit so viele Menschen wie möglich auf das Virus getestet werden können. Weltweit haben Labore ihr Platzangebot vergrößert und die Zahl der Geräte aufgestockt. Der Birkenfelder Diagnostik-Konzern Stratec bekommt diesen Trend deutlich zu spüren.
Stratec ist auf vollautomatische Analysesysteme spezialisiert. Mit den Geräten der Baden-Württemberger können die Kunden auch Coronainfektionen nachweisen. Der US-amerikanische Hologic-Konzern setzt als Stratec-Kunde das so genannte „Panther-Fusion“-System ein. Ein sehr großes Gerät, mit dem innerhalb von drei Stunden über 500 Proben untersucht werden können. Pro Tag ist ein Vielfaches möglich.
Der italienische DiaSorin-Konzern nutzt das „MDX“-Analysesystem. „Das ist gerade einmal so groß wie eine Kaffeemaschine“, erklärt Stratec-Vorstand Marcus Wolfinger im Gespräch mit dem AKTIONÄR – und sei daher für dezentrale Tests geeignet. Besonders wichtig: DiaSorin bietet einen der schnellsten Tests. Laut Wolfinger hätte man bereits nach 50 Minuten ein zuverlässiges Ergebnis. „Mehrere Hundert Geräte sind jeweils installiert, auf denen Coronatests laufen können“, so Wolfinger.
Stratec kann und darf selbst keine Proben entnehmen und Tests durchführen. Der Vertrieb und die Platzierung der Diagnosegeräte ist ausschließlich an die exklusiven Partnerunternehmen möglich. Die haben dem Vernehmen nach zuletzt zum Teil kräftig geordert. Wolfinger spricht von „tendenziellen Erhöhungen der Bestellungen und der Bestellprognosen“ aber auch einem insgesamt „recht volatileren Bestellverhalten“.
Kurzfristig zieht vor allem die Nachfrage nach Analysesystemen für molekulardiagnostische Tests für das Coronavirus an. Im Bereich des Antikörperscreenings, um wichtige Daten über eine Immunisierung der Bevölkerung zu erhalten, dürfte die Nachfrage vermutlich noch mehrere Monate hoch bleiben.
Die Auswirkungen der Coronakrise auf die operative Entwicklung sind derzeit im Detail aber noch schwer einzuschätzen. Im Vorjahr hat die Gesellschaft den Umsatz um 18 Prozent auf 221,6 Millionen Euro gesteigert. Der bereinigte Gewinn je Aktie kletterte auf 2,16 Euro (Vorjahr: 1,70 Euro).
Aufgrund der Vielzahl von in den letzten Jahren in den Markt eingeführten Produkten sowie aktueller Bestellprognosen seitens der Kunden, erwartet Stratec – vor allem mit Systemen sowie mit Serviceteilen und Verbrauchsmaterialien – für 2020 eine währungsbereinigte Steigerung der Erlöse im hohen einstelligen Prozentbereich. Der höhere Umsatz und die damit verbundenen Skaleneffekte sollten sich dabei positiv auf die Profitabilität auswirken. Für das Geschäftsjahr 2020 rechnet der Vorstand mit einer adjustierten EBIT-Marge von etwa 15 Prozent (2019: 14,1 Prozent). Aber: Mögliche Effekte durch die Pandemie innerhalb der Lieferkette und damit verbundene temporäre Produktionsunterbrechungen oder weiter anziehende Logistikkosten sind bei dieser Prognose noch nicht mit eingerechnet.
Fakt ist: Tests rund um das Coronavirus sind enorm wichtig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Stratec kann hier einen Beitrag leisten. Die Nachfrage nach den vollautomatischen Analysesystemen der Birkenfelder dürfte in den kommenden Tagen und Wochen weiter steigen. Die Prognose könnte damit am Ende noch einmal überarbeitet werden.
Auch der Blick über den Tellerrand passt: Abnehmer von Medizinprodukten zur medizinischen Laboruntersuchung von aus dem menschlichen Körper stammenden Proben – also Kunden aus der In-vitro-Diagnostik – werden die Entwicklung und Fertigung von Automatisierungslösungen auch in Zukunft an spezialisierte Partner wie Stratec auslagern. Damit dürfte die Nachfrage bei Stratec auch mittel- und langfristig hoch bleiben. Die Entwicklungs- und Dealpipeline ist entsprechend prall gefüllt. Die Perspektive, noch mehr Entwicklungsprojekte zu akquirieren, Geräte zu fertigen und Verbrauchsmaterialien abzusetzen, stimmt zuversichtlich – und dürfte die Aktie weiter antreiben. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf steigende Kurse.
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