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AKTIONÄR-Tipp IVU Traffic im Fokus: „Unsere Branche ist aktuell so gefragt wie nie“

AKTIONÄR-Tipp IVU Traffic im Fokus: „Unsere Branche ist aktuell so gefragt wie nie“
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IVU Traffic -%
Michael Schröder 30.03.2021 Michael Schröder

IVU Traffic profitiert von den großen Megatrends Mobilität und Digitalisierung. Im Geschäftsjahr 2020 haben die Berliner mit einem EBIT-Plus von 22 Prozent die Erwartungen übertroffen und auch der Ausblick auf 2021 fällt positiv aus. DER AKTIONÄR sprach mit IVU-Vorstandschef Martin Müller-Elschner über die aktuelle Situation, vertriebliche Erfolge, die Ziele mit der IVU.cloud und die mittelfristigen Aussichten.

DER AKTIONÄR: Herr Müller-Elschner, mit dem Zahlenwerk für 2020 dürften Sie zufrieden sein, nachdem Sie bei Umsatz, Rohergebnis und auch EBIT die eigenen Prognosen getoppt haben?

Martin Müller-Elschner: Wir sind sehr stolz darauf, im Coronajahr so ein starkes Ergebnis erzielt zu haben. Dass das so gut geklappt hat, ist vor allem unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken, die sehr flexibel und engagiert mit dieser neuen Situation umgegangen sind. Dadurch konnten wir alle wichtigen Meilensteine in unseren Projekten erreichen.

Martin Müller-Elschner, CEO IVU Traffic

Ihr EBIT ist um 22 Prozent von 10,5 Millionen auf nun 12,8 Millionen Euro gestiegen. Gab es Sonderfaktoren, die zu diesem Anstieg beigetragen haben? Und als wie nachhaltig schätzen Sie diesen Anstieg ein?

Das Ergebnis des abgelaufenen Jahres wurde durch den Verkauf der IVU.elect GmbH positiv beeinflusst, unser Ziel für das aktuelle Jahr ist es nun, auch ohne diesen Einmaleffekt ähnlich profitabel zu bleiben – und danach sieht es dank der sehr guten Auftragslage auch aus.

Als Digitalunternehmen waren Sie in der glücklichen Lage, einen Großteil Ihrer Projekte und Entwicklungsarbeiten problemlos remote durchführen zu können. Aber wie sehr hat Sie das Corona-Umfeld auf Vertriebsseite behindert?

Eigentlich wäre 2020 ein Jahr der Messen gewesen mit der Weltleitmesse für Verkehrstechnik InnoTrans im September vor unserer Haustür in Berlin, wo in der Regel viele Kontakte geknüpft werden. Solche Dinge fehlen, genauso wie die vielen persönlichen Kundenkontakte, die einen wichtigen Teil unseres Vertriebs ausmachen. Andererseits ist es uns trotzdem gelungen, vertriebliche Erfolge zu feiern, beispielsweise bei den Staatsbahnen in Slowenien und Litauen. Und wir haben auch digitale Wege gefunden, unsere Kunden anzusprechen. Gerade letzte Woche konnten wir zum Beispiel über 500 Teilnehmer bei unserem virtuellen Anwenderforum begrüßen. Es ist zu früh, um hier ein endgültiges Fazit zu ziehen. Ich bin aber optimistisch, dass wir keine Einbußen verzeichnen werden müssen, vielleicht sogar eher von der beschleunigten Digitalisierung profitieren.

Sind Sie aktuell an größeren Ausschreibungen beteiligt, bei denen Sie sich reelle Erfolgschancen ausrechnen?

Wir beteiligen uns laufend an Ausschreibungen, national und international. Dabei wägen wir immer die Chancen und Risiken ab, die sich aus einem Projektgewinn ergeben. Wichtig ist uns außerdem, dass wir dabei möglichst viel von unserem Standardprodukt einbringen können.

Zuletzt gab es vermehrt Aufträge auf Software-as-a-Service-(SaaS)-Basis. Damit strecken sich einmalige Lizenzzahlungen über die Vertragslaufzeit. Wie wirkt sich das auf Ihre weiteren Planungen und mittelfristig auf Ihre Profitabilität aus?

Grundsätzlich erwarten wir keine negativen Auswirkungen auf unsere mittel- und langfristige Profitabilität – im Gegenteil. Noch machen Verträge nach dem Software-as-a-Service-Modell nur einen kleinen Teil unseres Umsatzes aus. Wir wollen aber in den nächsten Jahren immer mehr Nutzer für unsere IVU.cloud gewinnen, um damit auch das SaaS-Geschäft zu entwickeln. Das gilt sowohl für Neu- als auch Bestandskunden. Die bisherigen Erfahrungen sind für beide Seiten sehr positiv, die Kundenzufriedenheit steigt durch den Rundum-Sorglos-Service und gleichzeitig unsere wiederkehrenden Einnahmen.

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Das verspricht ja auch eine höhere Planbarkeit. Wie hoch ist denn mittlerweile der Anteil wiederkehrender Umsätze?

Wir konnten unsere wiederkehrenden Umsätze auch 2020 wieder steigern und liegen jetzt bei einem Anteil von 34 Prozent am Gesamtumsatz. Fast ein Viertel der wiederkehrenden Umsätze entfallen dabei auf das Hostinggeschäft, das sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt hat – besser als wir ursprünglich erwartet hatten. Hier investieren wir weiter, um noch mehr Kunden in die IVU.cloud zu bringen.

Bei großen Projekten in Deutschland wird geklotzt: Die auf insgesamt 28 Milliarden Euro veranschlagte Digitalisierung des Bahnnetzes in Deutschland könnte damit schon 2035 und damit fünf Jahre früher als ursprünglich geplant abgeschlossen werden. In welchen Bereichen fällt hier auch etwas für IVU ab?

Die Digitalisierung des Netzes ist ein Teil einer umfassenden Digitalisierungsoffensive der Bahn. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Planung und Disposition von Fahrzeugen und Personal, wo unsere Systeme der Bahn einen großen Mehrwert bringen. Die Entwicklung wird hier mit dem Abschluss unserer Einführungsprojekte sicher nicht zu Ende sein. Wir sehen hier noch viel Bedarf für neue Entwicklungen und Lösungen, die wir natürlich gemeinsam mit unseren Kunden vorantreiben.

Auch im Geschäft mit den Betreibern öffentlicher Verkehrsangebote sehen Sie „weiterhin viel Potenzial“. Inwiefern wird der Umstieg auf Elektrobusse den Bedarf für integrierte Softwaresysteme künftig steigern und was bedeutet dies an zusätzlichem Potenzial für IVU?

Mit Elektrobussen werden Planung und Einsatz der Fahrzeuge im Linienverkehr noch komplexer als bisher schon. Verkehrsunternehmen müssen sich dann plötzlich auch mit dem Energiebedarf der Fahrzeuge, ihrer Reichweite, den Auswirkungen von Wetter und Verkehr und sogar mit den Belastungen für das Stromnetz beschäftigen, wenn sie die Fahrzeuge laden. Dafür brauchen sie Lösungen, die wir mit unserer IVU.suite bieten.

IVU Traffic (WKN: 744850)

Mobilität ist ein Zukunftsthema, dazu gehört auch die Integration autonomer Fahrzeuge in traditionelle Verkehrssysteme – hier ist auch IVU bereits aktiv. Können Sie uns dazu einen kurzen Statusbericht geben und eine Aussage treffen, wie weit autonome Mobilität im Regelbetrieb noch entfernt ist?

Es gibt erste Kommunen, in denen autonome Fahrzeuge im Einsatz sind. Prominentes Beispiel ist hier Monheim, wo die Busse bereits im Linienbetrieb getestet werden. Zufällig nutzt Monheim auch die IVU.suite und wir arbeiten eng mit dem Kunden zusammen, um die notwendigen Funktionen in unser System zu integrieren. Bis zu einem vollwertigen Einsatz der Busse im Regelbetrieb werden aber sicher noch ein paar Jahre vergehen.

Andererseits: Durch die ganzen Corona-Maßnahmen sind die öffentlichen Kassen nicht mehr so prall gefüllt wie vor Corona. Dennoch verzeichnete IVU weder signifikante Auftragsstornierungen noch spürbare Rückgänge im Auftragseingang. Befürchten Sie, dass dies in den nächsten Monaten noch kommen könnte und Projekte nach hinten geschoben oder gar gecancelt werden?

Ich gehe zumindest für Deutschland nicht davon aus, dass bereits geplante Projekte signifikant verschoben werden. Hier haben wir das Glück, dass Kommunen, Länder und Bund beträchtliche Anteile des öffentlichen Verkehrs finanzieren. Allein um die Einnahmenausfälle der Verkehrsunternehmen aufzufangen, hat die Bundesregierung fünf Milliarden Euro bereitgestellt. Das ist in einigen internationalen Märkten anders, wo der öffentliche Verkehr oft privatwirtschaftlich betrieben wird, was jedoch nur auf wenige unsere Kunden zutrifft. In Europa ist der politische Wille, den Anteil des öffentlichen Verkehrs zu steigern, weiter da.

Die Grenze zwischen öffentlicher und individueller Mobilität wird zunehmend unschärfer, klassische Autohersteller versuchen sich mit Mobilitätsdiensten – sind das potenzielle neue oder zusätzliche Kunden oder eher neue Konkurrenten?

Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie viele neue Ideen in den letzten fünf bis zehn Jahren entstanden sind, den Verkehr zu modernisieren und kundengerechter zu machen. Die große Frage in der Branche ist aktuell, wie ein solches vernetztes System sinnvoll betrieben werden kann. Forscher gehen davon aus, dass für solche durchgängigen Angebote nur unsere angestammte Kundengruppe infrage kommt: die Verkehrsunternehmen. Ich mache mir daher erst Sorgen, wenn der Traum vom Beamen wie beim Raumschiff Enterprise irgendwann wahr wird. (lacht)

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In der Vergangenheit haben sich die Prognosen von IVU in der Regel als eher konservativ erwiesen. Inwiefern haben Sie auch beim aktuellen Ausblick auf 2021 besondere Vorsicht walten lassen?

Wir erstellen unseren Ausblick immer auf validen Zahlen, damit sind wir in den letzten Jahren sehr gut gefahren. Von uns wird es keine Prognose geben, hinter der wir nicht voll und ganz stehen. Wenn sich unsere Erwartung ändert, passen wir unseren Ausblick dann lieber unterjährig an.

Wenn Sie drei bis fünf Jahre vorausblicken: Welche weiteren Meilensteine wollen Sie mit der IVU mittelfristig erreichen?

Unsere Branche ist aktuell so gefragt wie nie, daher wird es sich wohl auch dann um IT-Systeme für Busse und Bahnen drehen – und unsere Produkt-Roadmaps sind prall gefüllt. Ich könnte mir ergänzend sowohl eine Expansion in weitere Regionen als auch in angrenzende Themengebiete vorstellen, sowohl organisch als auch durch Zukäufe. Hier haben wir durch unsere hohe Liquidität eine gute Ausgangsposition und werden diese weiterhin mit Umsicht nutzen.

IVU Traffic ist gut aufgestellt und profitiert von den Megatrends Mobilität und Digitalisierung. Die mittelfristigen Aussichten sind gut. Die News-Pipeline scheint ebenfalls gut gefüllt. Die Expansionspläne sorgen für Fantasie. Die Aktie konsolidiert derzeit den Kurssprung aus dem Schlussquartal 2020. Anleger mit Weitblick können schwache Tage zum Einstieg nutzen.

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