Anleger hatten bei Dr. Hönle in den vergangenen Monaten nur wenig Grund zur Freude. Der Vorstand hat auf die schwache operative Entwicklung reagiert. Restrukturierungsmaßnahmen wurden eingeleitet, eine seit Jahren verlustbringende Tochter verkauft. Fundamental will der UV-Spezialist bei Umsatz und Ertrag nun wieder einen Sprung nach vorne machen. Zeichnet sich ab, dass die operative Talsohle tatsächlich durchschritten ist, dürfte die Aktie folgen.
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AKTIONÄR-Leser wissen: Dr. Hönle entwickelt UV- und LED-Technologien, die vor allem bei der Härtung von Kleb- und Kunststoffen sowie in der Farb- und Lacktrocknung zum Einsatz kommen. Der Newsflow war auf den ersten Blick zuletzt alles andere als gut. Doch die jüngste Entwicklung hat auch ihre guten Seiten. Der Reihe nach.
Anfang November wurde bekannt, dass die Tochtergesellschaft Raesch Quarz GmbH stillgelegt und abgeschrieben werden soll. Als Hönle Raesch vor gut zehn Jahren übernommen hatte, waren mit den dort produzierten Quarzglasrohren für die Halbleiterfertigung große Hoffnungen verbunden. Doch statt Wachstum gab es nur Verluste.
Als im Jahr 2012 Dr. Hönle die Raesch Gruppe übernommen hatte, waren damit große Hoffnungen verknüpft. Die dort produzierten Quarzglasrohre werden in der Halbleiterfertigung benötigt und haben hohes Wachstumspotenzial versprochen.
Das Thema ist nun Geschichte: Dr. Hönle hat Anfang Dezember eine Einigung über den Verkauf von Raesch Deutschland (zum 1. Dezember) erzielt, nachdem das Unternehmen zuvor angekündigt hatte, Restrukturierungsmaßnahmen einzuleiten und den Betrieb der verlustbringenden Tochtergesellschaft zu schließen.
Der Transaktionspreis liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich. Der Mittelzufluss wird noch vor Jahresende erwartet. Die Transaktion dürfte Anfang 2023 abgeschlossen werden. Andere Töchter wie UV-Technik (Lampenproduktion) und Raesch Malta (Glasprodukte) können weiterhin Quarzglas-Rohstoffe von Raesch Deutschland beziehen.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22 dürften nach den umgesetzten Maßnahmen zur Restrukturierung bei Umsätzen von 127 Millionen Euro (Vorjahr: 115,2 Millionen Euro) ein operativer Verlust von elf Millionen Euro (Vorjahr: 0,3 Millionen Euro) zu Buche stehen. Die vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2021/22 werden am 21. Dezember veröffentlicht.
Wichtig: Der Verkauf des ewigen Verlustbringers Raesch soll dem Vernehmen nach ab dem Geschäftsjahr 2022/23 für eine nachhaltige jährliche Verbesserung des EBIT zwischen drei und vier Millionen Euro auf Konzernebene sorgen. Zudem kann sich der Vorstand nun voll und ganz auf die operative Entwicklung konzentrieren.
Läuft alles nach Plan, könnten im seit Oktober laufenden Fiskaljahr bei Erlösen von 119 Millionen Euro schon wieder ein EBIT von rund 14 Millionen Euro oder ein Gewinn je Aktie von 1,45 Euro zu Buche stehen. Allein dieser „optische EBIT-Sprung“ von minus elf auf plus 14 Millionen Euro sollte die Aktie wieder in den Fokus neuer Investoren rücken.
Doch damit nicht genug: Mit den jüngsten Investitionen ist das Unternehmen für die nächste Wachstumsphase passend aufgestellt. Ein Jahr später könnten daher unterm Strich schon wieder mehr als 2,10 Euro je Aktie eingefahren werden. Dazu muss aber auch die klar vorhandene Fantasie in den verbliebenen Segmenten materialisiert werden. Dazu gehören Aufträge aus der Druckbranche für die UV-Trocknung oder aus den innovativen Bereichen der Wasserentkeimung sowie der Sonnenlichtsimulation – und natürlich ein erfolgreicher Vertrieb der industriellen Klebstoffe.
Keine Frage, die Hönle-Aktie ist zum jetzigen Zeitpunkt eine heiße Kiste. Zeichnet sich jedoch ein nachhaltiger Turnaround ab, dürfte sich der Titel weiter von seinen Tiefstständen lösen können. Den ebenfalls am 21. Dezember erwarteten ersten Ausblick auf das laufende Fiskaljahr dürften Anleger genau unter die Lupe nehmen. Warburg Research sieht die Aktie im Vorfeld bei 39 Euro fair bewertet. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot daher auf ein Comeback der Aktie.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Aktien der Dr. Hönle AG befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.