Es wurde im Vorfeld bereits so erwartet: Bei Umsatz und operativem Gewinn konnte Aixtron im dritten Quartal zwar deutlich Boden gut machen, der Auftragseingang lag allerdings unter dem Vorjahresquartal. Aufgrund der ungebrochenen Nachfrage nach effizienter Leistungselektronik erwartet das Unternehmen ein starkes Schlussquartal. Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden bestätigt.
Der Umsatz stieg in den drei Monaten von Juli bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 86 Prozent auf 165 Millionen Euro. Davon blieben 27 Prozent als Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) hängen. Absolut bedeutet das fast eine Verdreifachung des Betriebsergebnisses auf 45,3 Millionen Euro, trotz hoher Forschungs- und Entwicklungskosten sowie eines fortgesetzt starken Personalaufbaus. Der Vorjahreszeitraum war aber auch schon von den viel diskutierten Lieferzögerungen wegen des Fehlens von Exportlizenzen geprägt.
In den ersten neun Monaten steigen die Umsätze um 49 Prozent auf 415,7 Millionen Euro. Den mit Abstand größten Anteil daran hatten Systeme für SiC- und GaN-Leistungselektronik, die zusammen im dritten Quartal mit 116 Millionen Euro insgesamt 82 Prozent der Anlagenumsatzerlöse auf sich vereinte. Im dritten Quartal 2022 waren es noch 51 Prozent. Das EBIT erreichte 93,4 Millionen Euro (Vorjahr: 47,6 Millionen Euro), die EBIT-Marge kam auf 22 Prozent (Vorjahr 17 Prozent).
Der Free Cashflow lag in den ersten neun Monaten 2023 bei minus 82,3 Millionen Euro. Diese Entwicklung ist vor allem auf einen Anstieg der Vorräte in Vorbereitung auf ein entsprechend hohes Geschäftsvolumen in den Folgequartalen zurückzuführen.
Besonders im Fokus: Der Auftragseingang stieg in den ersten neun Monaten zwar um weitere zwei Prozent 436,2 Millionen Euro. Im dritten Quartal lag der Wert allerdings – wie im Vorfeld von Analystenseite prognostiziert –mit 118,5 Millionen Euro unter dem Vorjahresquartal (142,8 Millionen Euro). Daher liegt der Auftragseingang nach neun Monaten mit gut 436 Millionen Euro auch nur knapp über dem Niveau von vor einem Jahr sowie ein gutes Stück unter dem Jahresziel von 620 bis 700 Millionen Euro. Der Vorstand bleibt aber zuversichtlich, diese durch Verschiebungen von Seiten der Kunden entstandene Lücke im Schlussquartal wieder zu schließen.
Die Jahresprognosen wurden bestätigt: Aixtron-Chef Felix Grawert kalkuliert weiterhin mit Umsatzerlösen zwischen 600 und 660 Millionen Euro sowie mit einer Betriebsgewinnmarge von 25 bis 27 Prozent. Dafür braucht es zwar einen kleinen Schlussspurt in den verbleibenden Monaten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Gesellschaft durchaus in der Lage ist, am Ende zu liefern.
Mit dem jüngsten Kursrückgang von über 20 Prozent sollte die aktuelle Entwicklung mehr als eingepreist sein, zumal sich an der generell starken Nachfrage in den meisten Bereichen des Portfolios, insbesondere bei GaN und SiC, dem Vernehmen nach nichts Wesentliches verändert hat. Mit einem KGV von unter 20 wird die Aktie nun mit einem 25-Prozent-Abschlag gegenüber dem 4-Jahres-Durchschnitt gehandelt. Anleger mit Weitblick lassen sich von dem Rücksetzer der Aktie daher nicht aus der Ruhe bringen und setzen auf eine mittelfristige Fortsetzung des Aufwärtstrends. Trading-orientierte Anleger können den Rücksetzer nutzen, um eine Position im Bereich um 26/28 Euro abzustauben.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Aixtron befinden sich in Real-Depots der Börsenmedien AG.