Kaum hatte die Aktie von Gilead wieder etwas Fahrt aufgenommen, wurde sie auch schon wieder ausgebremst. Am Montag ging es bei dem Papier 3,4 Prozent nach unten auf 75,16 Dollar. Grund für den Kursrückgang waren schlechter als erwartete Ergebnisse einer großen medizinischen Studie. Bei Patienten mit eher moderaten Auswirkungen von Covid-19 zeigte das Gilead-Medikament Remdesivir nur geringe Vorteile.
Gilead sagte, dass in seinen späten klinischen Studien mit Remdesivir bei dieser Patientengruppe bei einer Einnahme des Medikament von fünf Tagen eine um 65 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit einer klinischen Verbesserung auftrat als bei Patienten, die die Standardbehandlung erhielten. Allerdings zeigte sich bei Patienten, die einer 10-tägigen Behandlung mit dem Arzneimittel unterzogen wurden, keine statistisch signifikante Verbesserung.
"Angesichts der Gesamtheit der Daten scheint Remdesivir effektiv zu sein", schrieb Jason McCarthy von der Maxim Group in einer ersten Notiz am Montag. Er stellte fest, dass das Prüfpräparat kein "Wundermittel" ist. "Aus seiner Sicht wird es wohl andere Behandlungen mit einer besseren Wirksamkeit bei Covid-19 geben. Kritisiert wurde zudem, dass der primäre Endpunkt während der Studie geändert wurde.
Vor Kurzem erst hatte es Verzögerungen in der EU gegeben. Gilead habe bisher noch keinen Zulassungsantrag gestellt, teilte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA am Freitag in Amsterdam mit. Damit werde aber in Kürze gerechnet. Je nach Qualität der vorliegenden Daten sollte dann schnell eine Entscheidung fallen. Die EMA hatte zunächst mit einer Entscheidung bis Ende Mai gerechnet.
Interessant ist derweil aber eine Kombistudie von Remdesivir mit dem Roche-Mittel Actemra, die vom Schweizer Pharmakonzern durchgeführt wird. Hier darf man auf die Ergebnisse gespannt sein. Die Studie werde voraussichtlich im Juni mit der Rekrutierung von etwa 450 Patienten weltweit beginnen, erklärte Roche.
Mit dem heutigen Kursrückgang ist der Schwung aus der Aktie wieder gewichen. Das Papier bleibt ohnehin sehr spekulativ, hat das Unternehmen doch außerhalb der Corona-Studien mit genügend Problemen zu kämpfen. Anleger bleiben dabei, sichern sich aber mit einem Stopp ab.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "AKTIONÄR-Depot".
(Mit Material von dpa-AFX)