Die Zulassung des Mittels Remdesivir gegen Covid-19 auf dem europäischen Markt verzögert sich. Das Pharmaunternehmen Gilead habe bisher noch keinen Zulassungsantrag gestellt, teilte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA am Freitag in Amsterdam mit. Damit werde aber in Kürze gerechnet. Je nach Qualität der vorliegenden Daten sollte dann schnell eine Entscheidung fallen. Die EMA hatte zunächst mit einer Entscheidung bis Ende Mai gerechnet.
Am 30. April hatte die EMA ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für Remdesivir gestartet. Davon war der erste Zyklus am 15. Mai beendet worden, wie die EMA mitteilte. Ergebnisse von Studien würden ausgewertet und das Mittel gründlich mit Blick auf seine Nebenwirkungen und seinen Nutzen bewertet.
Die USA hatten bereits Anfang Mai eine Ausnahmegenehmigung für den begrenzten Einsatz des ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelten Wirkstoffes in Krankenhäusern erteilt. Auch in Deutschland ist das Mittel innerhalb eines Arzneimittel-Härtefallprogrammes zugänglich und wird in klinischen Studien getestet.
Eine internationale Studie mit über 1.000 Teilnehmern hatte gezeigt, dass Remdesivir bei Covid-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung im Schnitt um vier Tage verkürzen kann. Die Sterblichkeit ging in der Untersuchung geringfügig zurück, was statistisch jedoch nicht signifikant war.
Fast noch interessanter ist derzeit aber weitere Studie mit Remdesivir. Wie der Schweizer Pharmakonzern Roche mitteilte, soll eine Studie starten, mit der Roche sein Mittel Actemra in Kombination mit Remdesivir von Gilead testet. Die Kombination eines antiviralen Medikaments mit einem Immunmodulator sei möglicherweise ein wirksamer Ansatz gegen Corona. Die Studie werde voraussichtlich im Juni mit der Rekrutierung von etwa 450 Patienten weltweit beginnen, erklärte Roche.
Nach einer längeren Konsolidierung konnte die Aktie von Gilead zuletzt wieder Fahrt aufnehmen. Die nächste charttechnische Hürde wartet in Form des Jahreshochs bei 85,97 Euro.
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(Mit Material von dpa-AFX)