Der europäische Flugzeugbauer Airbus baut sein Engagement im militärischen Bereich beständig aus. Am Donnerstag wurde an der Ostseeküste die Begleitung von Kampfflugzeugen durch einen Drohnen-Schwarm erfolgreich getestet. Auf einer anderen Veranstaltung kritisierte Airbus-Chef Tom Enders die zu langsame Reaktion Europas auf die "New Space"-Revolution.
Militärs der Bundeswehr, aus Frankreich und Spanien waren Gäste der Leistungsschau in Schleswig-Holstein von Airbus Defence and Space, dem militärischen Zweig des Flugzeugbauers. Die Militärs zeigten sich beeindruckt von den Optionen, die zunächst per Powerpoint-Präsentation gezeigt wurden – und danach als realer Test-Formationsflug der Drohnen.
Drohnen zur Unterstützung von Kampfflugzeugen
Die unbemannten Fluggeräte sollen einmal die Besatzungen von Kampfflugzeugen unterstützen ("Manned-Unmanned-Teaming"), indem sie aufklären, gegnerisches Radar und Kommunikation stören und auch selber Ziele bekämpfen – vorausgesetzt sie werden bewaffnet, was möglich ist, aber politisch auch umstritten sein könnte. Noch handelt es sich bei dem Test um militärische Forschung.
Die Drohnen wurden von Katapulten gestartet - eine Video-Drohne für die Dokumentation und fünf Einsatzdrohnen. Jede ist etwa drei Meter lang, hat eine Spannweite von rund 3,50 Metern und wiegen 150 Kilogramm. Sie fliegen 360 km/h schnell. Künftige Drohnen werden fast Überschall fliegen können. Und die Drohnen sollen bis zu zwei Tonnen schwer sein können und dann auch von Schiffen starten oder von Begleitflugzeugen ausgesetzt werden. (Auf dieser Airbus-Seite finden Sie unten ein Demo-Video, wie das System funktioniert.)
Verpasst Europa den nächsten Goldrausch im All?
Die während der bemannt-unbemannten Testflug-Kampagnen gesammelten Erfahrungen werden von Airbus für die Entwicklung des Future Combat Air System (FCAS) in Europa genutzt. Bis zum Jahr 2025 dürfte Airbus ein Drohnen-Begleitsystem für Kampfflugzeuge entwickelt haben, sagte Florian Taitsch, Sprecher von Airbus Defence and Space. Dies könnte dann auch eine Option sein für ein neues europäisches Kampfflugzeug. Die Flugzeugbauer Airbus und Dassault haben dazu eine deutsch-französische Kooperation vereinbart. Die amerikanischen Streitkräfte seien in diesem Bereich bereits recht weit, aber auch Chinesen und Russen dürften entsprechend forschen.
Weiter als "recht weit" ist die Konkurrenz aus Übersee in puncto Raumfahrt. Nach Ansicht von Airbus-Chef Tom Enders muss sich die europäische Raumfahrt schnell neu erfinden. "Die langsame Reaktion Europas auf die "New Space"-Revolution macht mir Sorgen", sagte der Manager am Donnerstagabend auf dem weltgrößten Raumfahrtkongress IAC in Bremen. "Ich befürchte, dass wir den nächsten Goldrausch im All verpassen." Wenn sich Europa nicht anstrenge, werde es den Anschluss verlieren und wie bei der Mondlandung vor 50 Jahren anderen dabei zuschauen, wie sie den Weltraum erkundeten. Als "New Space" werden neue Ideen und Anwendungen für die kommerzielle Weltraumnutzung bezeichnet.
In einem Interview mit Spiegel Online hatte Enders zuvor kritisiert, dass die Aufträge für die Raumfahrt-Industrie eines Landes abhängig davon seien, wie viel dieses für europäische Raumfahrtprojekte ausgebe. "Das zwingt uns zum Beispiel, in zu vielen Ländern Teile für eine Rakete herzustellen, die man dann durch ganz Europa transportieren muss", sagte Enders. Das behindere die Wettbewerbsfähigkeit.
Airbus-Aktie konsolidiert
Das alles bietet noch viel Fantasie für die Airbus-Aktie. Während Produktion und Verkauf von Zivilflugzeugen weiterhin boomt, hat der Miltär-Bereich Nachholbedarf. Hier müssen zunächst Hunderte Millionen Euro investiert werden, bevor Milliarden-Aufträge folgen. Die Aktie pendelt auf hohem Niveau seitwärts, seit sie Ende Juli bei 111,12 Euro ein neues Allzeithoch markierte. Der Aufwärtstrend seit Ende 2016 ist noch intakt.
Die US-Bank JPMorgan hat kürzlich die Einstufung für Airbus auf "Overweight" mit einem Kursziel von 133 Euro bestätigt. Die Gewinnerwartungen je Aktie des Flugzeugbauers und Rüstungskonzerns würden von den Auslieferungsproblemen einiger Airbus-Modelle kaum berührt. Auch DER AKTIONÄR ist weiterhin optimistisch für die Airbus-Aktie: Als nächstes Kursziel wurden 130 Euro ausgegeben. Halten!