Wer sagt denn, dass man mit der Nummer 2 keine hohe Rendite erzielen kann? Adidas ist das beste Beispiel dafür, dass es funktioniert. Die Langfrist-Performance ist ganz stark. Aber schafft der Titel auch den nächsten großen Schritt?
Herbert Hainer ist kein Mann der großen Töne. Der Vorgänger von Kasper Rorsted auf dem Chefsessel von Adidas sagte im großen AKTIONÄR-Interview vor 15 Jahren ziemlich bescheiden, Adidas wolle weiterhin positive Ergebnisse abliefern. Der Aktienkurs habe „noch durchaus Luft nach oben“.
Welch eine Untertreibung. Seit damals hat die Adidas-Aktie 950 Prozent zugelegt. Inklusive Dividenden kommt der Wert auf eine Performance von 1.100 Prozent.
Vor einer Woche kletterte Adidas nach starken Zahlen und nach einer Prognosenerhöhung auf 201,65 Euro und damit auf ein neues Rekordhoch.
Doch seitdem ist der Wind rauer geworden im DAX. Die Anleger fürchten einen Krieg zwischen den USA und Nordkorea und bauen ihre Aktienpositionen ab. Dabei machen sie auch vor Adidas nicht halt.
Was tun? Aus charttechnischer Sicht ist alles in Ordnung. Der Aufwärtstrend ist intakt, die wichtige 200-Tage-Linie (aktuell bei 163,38 Euro) weit entfernt.
Auch aus fundamentaler Sicht bietet Adidas noch Kursfantasie. Das liegt am radikalen Restrukturierungskurs Rorsteds. Der CEO verzichtet zum Beispiel auf teure TV-Werbung, setzt bei der Produktion auf Robotik und 3D-Druck und legt Vertriebswege zusammen. Dadurch senkt Rorsted massiv die Kosten.
Wenn Rorsted mit seiner Konzernsanierung weiter so gute Fortschritte macht, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Adidas im Jahr 2020 eine Nettomarge von zehn Prozent erreicht. Dadurch würde das KGV auf 13 sinken, womit Adidas günstiger wäre als Nike.
Kursziel: 210 Euro
In der angespannten Situation ist fraglich, ob Adidas Relative Stärke zeigen kann. Glätten sich in der USA/Nordkorea-Krise aber die Wogen, dürften die Anleger wieder bei Adidas zugreifen, da die Investmentstory noch nicht ausgereizt ist. DER AKTIONÄR bleibt bei seinem Kursziel von 210 Euro, der Stopp sollte knapp unter der 200-Tage-Linie bei 159 Euro gesetzt werden.