aap Implantate ist ein kleiner Nischenanbieter im Bereich der Medizintechnik. Die Firma verdient ihr Geld mit Produkten zur Heilung von Knochenbrüchen (Trauma) sowie Knochenzementen (Biomaterials). aap tritt sowohl unter eigenem Label, als auch als Zulieferer für die großen Player in der Medizintechnikbranche wie Synthes, Stryker, Medtronic sowie Johnson & Johnson auf. Im abgelaufenen Geschäftsjahr entfielen ein Drittel der Erlöse auf den Bereich Trauma. Zwei Drittel steuerte das Geschäftsfeld Biomaterials bei.
Neue Ausrichtung
aap verfügt über ein äußerst spannendes und aussichtsreiches Patent, genannt Loqteq. Dabei handelt es sich um ein besonderes Plattensystem zur Behandlung von Knochenbrüchen. 80 Prozent der verschiedenen Frakturen können damit behandelt werden. „Das Loqteq-System bietet Patienten, Ärzten und Krankenhäuser diverse Vorteile. Patienten können je nach Situation von kürzeren und risikoärmeren Operationen profitieren. Ärzten verspricht das Implantat eine leichtere Anwendung während der Operation und Krankenhäuser können Kostenvorteile erzielen“, sagt Analyst Harald Hof von Warburg Research gegenüber dem AKTIONÄR.
Wachstumsstark
Bei genauerer Betrachtung der Zahlen ist einmal mehr das Wachstum der Loqteq-Produkte hervorzuheben. 2014 steuerte die Sparte 8,2 Millionen Euro zum Gesamtumsatz von 30,7 Millionen Euro bei. Ein Wachstum allein dieser Sparte von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Loqteq dürfte ab 2015 der wichtigste Umsatztreiber sein“, sagt Warburg-Experte Hof.
Große Märkte im Fokus
2015 soll der Absatz der Loqteq-Produkte in den USA so richtig in Schwung kommen. „Wir befinden uns mit einigen US-Distributionspartnern in Gesprächen und Verhandlungen zum Vertrieb unserer Trauma Produkte. Ziel ist es, einen oder mehrere Distributionsverträge abzuschließen und die ersten Initiallieferungen spätestens im ersten Quartal 2015 an unsere Partner auszuliefern“, sagt aap-Vorstand Bruke Seyoum Alemu. Das sollte aap Implantate zum endgültigen Durchbruch verhelfen, schließlich ist der US-Markt mit seinen Chancen und seinem Preisgefüge eines der wichtigsten Vertriebsgebiete. „In den USA wurden bereits diverse Gespräche mit möglichen Partnern geführt. Dieser Markt ist der größte und daher der bedeutendste Trauma-Markt weltweit. Entsprechend hoch ist auch die Bedeutung für die aap. Es wird mit der Gewinnung eines ersten US-Kunden in 2015 gerechnet. In China ist das Unternehmen bereits seit längerem vertreten. Hier wird von einem weiteren Ausbau der Geschäftstätigkeit ausgegangen“, sagt Warburg-Experte Hof.
Verkauf der Biomaterials-Sparte
Hinzu kommt: aap will in Zukunft nur noch auf den wachstumsstarken Bereich Trauma setzen. Der Bereich Biomaterials, also Knochenzement und Ersatzstoffe steht zum Verkauf. Immerhin stand der Bereich für einen Umsatz von 16,4 Millionen Euro sowie einem positiven Ergebnisbeitrag im abgelaufenen Geschäftsjahr. „Klar war der Bereich lange Zeit die Cash-Cow des Unternehmens. aap aber will sich voll und ganz auf den Bereich Trauma konzentrieren. Hier sehen wir langfristig die attraktiveren Wachstumsraten“, sagt aap-Sprecher Fabian Franke. „Das Management hat in 2008 eine Strategie implementiert, die den Fokus auf den Bereich Trauma legt. aap befindet sich auf einem guten Wege, ein spezialisiertes Trauma-Unternehmen zu werden, denn dieser Geschäftsbereich beinhaltet das innovative und patentgeschützte Loqteq-System (Markteinführung Ende 2011) sowie die aussichtsreiche Silbertechnologie, die eine Infektion nach Operation verhindern kann. Auf diesen Bereich will sich das Management auch zukünftig stärker konzentrieren“, sagt Analyst Hof.
Der Experte geht davon aus, dass der Deal zwischen 36 und 40 Millionen Euro bringen wird. Ein Abschluss ist noch im ersten Quartal 2015 zu erwarten.
Gutes Chance-Risiko-Verhältnis
„Letzten Oktober hat das Management die Umsatz- und Ergebniserwartung für 2014 aufgrund verschobener Aufträge leicht angepasst. Hierin wird ein Grund für den Kursrückgang gesehen. Jedoch werden diese Aufträge nun in 2015 erwartet“, begründet Warburg Experte Hof den Rücksetzer der Aktie von 3,60 auf 2,15 Euro. Der Transformationsprozess von aap steht kurz vor dem Abschluss. Die Wachstumsraten der Loqteq-Produkte sind klasse. Umsatz und Ergebnis werden in den nächsten Jahren stark zulegen. Der Hot Stock aus DER AKTIONÄR Ausgabe 06/2015 ist für risikobereite Anleger als Depotbeimischung eine Spekulation wert.