Tesla hat am Donnerstag starke Zahlen für 2021 gemeldet, trotzdem brach die Aktie ein – 100 Milliarden Börsenwert lösten sich in Luft auf. Schuld daran hat vor allem Elon Musk. Der Tesla-CEO scheint die Lust auf das Geschäft mit E-Autos zu verlieren. Seine Aussagen lassen an seinem Verantwortungsbewusstsein zweifeln.
Die Erwartungshaltung der Anleger war groß, wie sie es immer ist, wenn Elon Musk irgendwo auftritt und sich zu Tesla äußert. Doch was dann kam, war eine Enttäuschung, wie sie die Tesla-Aktionäre nicht oft erleben. „Wir werden keine neuen Fahrzeugmodelle vorstellen in diesem Jahr“, so Musk in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Kein Cybertruck. Kein Auto für 25.000 Dollar. Nichts.
Stattdessen geriet der Exzentriker über einen anderen Bereich ins Schwärmen. Nicht über Kryptowährungen, wie gefühlt tausendmal in den vergangenen Monaten, sondern über Roboter.
Der Tesla-Bot namens Optimus sei „das wichtigste Produkt“, das Tesla in diesem Jahr entwickle, so Musk. Der Roboter habe das Potenzial, mit der Zeit bedeutender zu werden als das Fahrzeuggeschäft.
Wir erinnern uns: Den Optimus hatte Musk erstmals im August angeteasert. Auf die Bühne kam damals aber kein technisches Wunderwerk, sondern ein Mensch im Roboteranzug, der albern rumtanzte. Manche dachten, Musk habe einen Witz gemacht, vor allem, weil er später warnte, der Bot würde „wahrscheinlich nicht funktionieren“. Am Mittwoch zeigte sich: Er meint es ernst.
Man stelle sich vor, Tim Cook würde verkünden, er fände bemannte Raketen spannender und würde deswegen das iPhone-Geschäft runterfahren. Undenkbar. Aber Cook ist nicht Musk. Musk macht, was er will, testet immer wieder Grenzen aus – und schert sich nicht groß um die Konsequenzen.
Philipp Schröder, einst Tesla-Deutschlandchef, nannte Musk im AKTIONÄR-Interview einen „Autisten mit einer besonderen Fähigkeit, die Menschen zu dechiffrieren“. Wer bei ihm nicht mitziehe, wer sein Tempo nicht halte und bei wem Musk das Gefühl habe, er oder sie helfe ihm nicht weiter, werde aussortiert.
„Die Sache hat Vorrang“, so Schröder. „Deswegen sind heute kaum noch Weggefährten von ganz früher bei Tesla beschäftigt.“
Und leider auch zu wenige Leute, die Musk ab und zu mal bremsen.
Keine Frage: Tesla ist ein großes Unternehmen, ein Gamechanger mit großem Potenzial, wie es sie nur selten gibt. Doch auf der anderen Seite ist da Musk, der genial, aber auch unberechenbar ist und der den Kurs ganz plötzlich in den Keller schicken kann. Das war vor wenigen Monaten so, als er darüber abstimmen ließ, wie viele Aktien er verkaufen soll, und das passierte jetzt wegen seiner Bot-Pläne. Nur wer dieses Risiko aushalten kann, wem die Dips egal sind, liegt mit Tesla richtig.