Millionendeal mit Volkswagen, Großauftrag von Porsche, siebenstelliger Eurobetrag aus Arabien für Deckenelemente eines Gebäudes, kratzfeste Veredelung von Kunststoff-Displays für den Haushaltsgerätehersteller Miele im sechsstelligen Eurobereich. Die Nachrichten von Nanogate haben es in sich. Aber was macht die Gesellschaft so interessant?
Die Nachrichten von Nanogate haben es in sich. Aber was macht die Gesellschaft so interessant? Als Systemhaus für Hochleistungsoberflächen konzentrieren sich die Saarländer vor allem auf die Bearbeitung von Kunststoffen und Metallen. Die Techniken ermöglichen Materialien mit zusätzlichen Funktionen wie Kratzfestigkeit, UV-Schutz, Antistatik oder Korrosionsschutz auszustatten. Die bedienten Branchen reichen von Automobil/Maschinenbau über Gebäude/Interieur bis hin zu Sport/Freizeit und funktionellen Textilien. Derzeit sind 86 Patente erteilt worden – Tendenz steigend. Dabei erzielt Nanogate knapp die Hälfte des Umsatzes außerhalb Deutschlands.
Dank langjähriger Erfahrung bei Entwicklung, Prozessintegration und Serienproduktion sowie kontinuierlicher Erweiterung der Wertschöpfungstiefe verfügt Nanogate über einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Die starke Kundenbasis, lang laufende Verträge und die wachsende Auftragsbasis im zweistelligen Millionenbereich sorgen für eine hohe Visibilität des Geschäftsverlaufs. „Unsere Auftragsbasis steigt kontinuierlich, sodass wir schon heute die Geschäftsentwicklung bis über das Jahr 2015 hinaus gut abschätzen können“, so Nanogate-Vorstand Ralf Zastrau gegenüber dem AKTIONÄR. Für zusätzliche Wachstumsfantasie sorgen neue Anwendungsfelder wie Energieeffizienz und das Glazing. Letzteres sind innovative Kunststoffe, die glasähnliche Eigenschaften haben und beispielsweise Glas oder Metall als Werkstoff ersetzen können. Nanogate veredelt dafür relevante Kunststoffbauteile und erzeugt unter der Dachmarke „Nglaze“ designorientierte Hochleistungsoberflächen. Diese hochglänzende „Klavierlack-Optik“ entwickelt sich bei zahlreichen Produkten bereits zum Standard. „Einerseits können Automobilhersteller mit dieser Technologie neue Designs und Anwendungen umsetzen, verbunden mit dem Ziel, sich in diesem wettbewerbsintensiven Markt von anderen Herstellern zu differenzieren. Andererseits geht es auch darum, Gewicht zu reduzieren, um so den Spritverbrauch und den CO2-Ausstoß zu senken“, so Zastrau. Dieser Markt wird sich kräftig ausweiten – und Nanogate enorme Wachstumschancen eröffnen.
Nanogate verfolgt eine konsequente Buy-and-Build-Strategie. Durch die Übernahmen von Vogler und Eurogard und die Mehrheitsbeteiligungen an GfO und Plastic-Design wurde in den letzten Jahren insbesondere das Know-how im Kunststoffbereich erheblich ausgebaut. „Der Oberflächenspezialist Vogler ist mit Abstand unsere bislang größte Übernahme. Mit seinem Leistungsportfolio, dem Renditepotenzial sowie der hohen Prozess- und Verfahrenskompetenz ist das Unternehmen eine echte Perle“, erklärt Zastrau. „Und mit einem Umsatzvolumen von rund 20 Millionen Jahr im vergangenen Jahr machen wir einen deutlichen Schritt in Richtung 100 Millionen Euro“, führt der Firmenlenker aus.
Parallel wachsen die Saarländer aber auch organisch. So konnte Nanogate Ende August neue Schlüsselaufträge für die Inkjet-Technologie vermelden und die schon pralle Auftragspipeline weiter füllen. „Die neuen Verträge stellen aufgrund ihrer moderaten Größe keinen Quantensprung für Nanogate dar. Sie belegen aber, dass sich das Unternehmen nach wie vor auf dem eingeschlagenen Wachstumspfad befindet und mit Neu- und Bestandskunden aus unterschiedlichsten Industrien Lieferverträge abschließt“, so Oliver Schwarz von Warburg Research. „Auf der Grundlage von Neuverträgen und bestehenden, mehrjährigen Verträgen sollte Nanogate das mittelfristige Umsatzziel von 100 Millionen Euro bis 2016 erreichen können“, führt der Analyst aus.
Neben der Kapazitätsausweitung hat Nanogate durch die Vogler-Übernahme auch sein Technologieportfolio um multifunktionale Designschichten erweitert. Vogler ist bei großen Konzernen aus der Automobilbranche und der Haustechnik sowie führenden Haushaltsgeräteherstellern präsent. „Unsere neue Beteiligung ist also in vielen Märkten zu Hause, wo auch Endverbraucher den konkreten Mehrwert der Oberflächen erleben“, so Zastrau.
Ebenfalls positiv: Vogler verfügt über vier Fertigungslinien, die eine großvolumige Serienproduktion ermöglichen. Zusätzlich zur Ausweitung des Geschäftsvolumens verspricht sich Nanogate aus der Transaktion zahlreiche Synergie- und Skaleneffekte.
Wegen des Kapazitätsausbaus und zusätzlicher Integrationskosten dürfte die Marge trotz des kräftigen Wachstums im laufenden Jahr noch stagnieren. Zahlen für das erste Halbjahr und eine Prognose für das Gesamtjahr werden am kommenden Mittwoch (24.9) erwartet. Richtig durchstarten kann die Gesellschaft ab 2015. Dann werden sich die Investitionen, die neuen Aufträge der letzten Monate und die erstmalig ganzjährige Einbeziehung von Vogler spürbar – und vor allem nachhaltig – bei Umsatz und Gewinn bemerkbar machen.
Nanogate ist im schnell wachsenden Markt für hochinnovative Oberflächenbeschichtungen bereits bestens positioniert. Weitere Großaufträge sorgen für zusätzliche Fantasie. Ab dem nächsten Jahr dürfte die Gewinnmaschine anlaufen.
Mit dem kostenlosen Newsletter erhalten Sie alle Transaktionen zeitverzögert per E-Mail.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.