Frank Asbeck auf der Flucht. Forsche Expansion und offensive Attacken gegen seine Konkurrenten sind für den Solarworld-Chef typischer. In einem Interview mit dem WDR zog sich Asbeck nach unbequemen Fragen jedoch zurück und brach das Interview kurzerhand mit den Worten ab. „Ich glaube ich möchte das jetzt nicht mehr. Ich bin 54, das fällt bei mir unter Lebensqualität. Ich dachte, Sie wären ein bisschen anders. Sie wollen so eine pseudovermengte Home-Story machen.“
Für zwei tiefe Zornfalten über der Nase hatten Fragen zu seinem Aktienverkauf im Januar 2014 geführt (siehe auch: „Asbeck feuert seine Aktien raus“). Die Redakteure wollten wissen, wieso Asbeck gerade im Januar Solarworld-Aktien verkauft und damit über zehn Millionen Euro erlöst hatte. Der Solarworld-Chef rechtfertigte sich zunächst: „Jeder kann jeden Tag seine Aktien verkaufen – auch heute noch“. Die Kritik im Fernsehbeitrag: Erst danach seien Details zu drohenden Entschädigungszahlungen des Lieferanten Hemlock in Höhe von 623 Millionen Euro bekannt gegeben worden. Hat Asbeck Informationen zurückgehalten, um in Ruhe (und zu höheren Kursen) seine Aktiengeschäfte abwickeln zu können? Asbeck wehrte sich: „Sie versuchen mir so halb ein Insidergeschäft reinzudrücken. Das ist nicht fair.“
Umstritten auch, dass Asbeck im Zuge der Neuaufstellung über eine Beteiligungsfirma zu „extrem günstigen Konditionen“ (Experte Roland Klose) Solarworld-Aktien beziehen konnte. Das sei eine Ungleichbehandlung, so Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
„Schloss für den Chef“
Ähnlich gute Deals mit der Solarworld-Aktie waren dem durchschnittlichen Anleger nicht vergönnt. Im TV-Bericht kommt ein Aktionär zu Wort, der nicht nur brav eine Solarworld-Solaranlage, sondern auch Aktien für 10.000 Euro erworben hatte – von denen schließlich nur Papiere im Wert von 200 Euro übrig blieben. Asbeck erzählt, er hätte solchen enttäuschten Anlegern einen Brief zurückgeschickt, auf das volatile Wesen der Börse verwiesen und sein Buch beigelegt. Der süffisante Kommentar im TV-Beitrag: „Ein Buch für geschädigte Aktionäre, ein Schloss für den Chef.“ Das Vermögen des im Zuge des Solarbooms reich gewordenen Solarworld-Gründers wurde auf 500 Millionen Euro geschätzt.
Fragwürdige Solarparc-Übernahme
Nicht im Beitrag thematisiert, aber schon 2011 vom AKTIONÄR kritisiert, ist die Solarparc-Transaktion. Die Solarworld AG hat eine Komplettübernahme dieses Solarprojektierers vollzogen – zu einer Zeit, in der ein schwacher Geschäftsverlauf von solchen Firmen (und damit verbundener Aktien) absehbar war. Großaktionär von Solarparc und damit Verkäufer an Solarworld war die Familie Asbeck.
Hohe Risiken
DER AKTIONÄR hatte immer wieder auf die "hohen Risken" der Solarworld-Aktie hingewiesen. Auch nach der Umstrukturierung bleibt das Umfeld – wie die jüngsten Zahlen beweisen – sehr schwierig. Zwar gelang in diesen Tagen ein Erfolg im Dumping-Streit gegen asiatische Hersteller – was im Übrigen ein Beispiel ist für die positive Seite von Asbeck, die kämpferische, unternehmerische – doch die Risiken in der Aktie bleiben hoch.
„Jeder kann jeden Tag seine Aktien verkaufen – auch heute noch.“
DAF-Interview von gestern: