Es ist eine Ehre für den deutschen Versicherungskonzern: Zum ersten Mal darf ein ausländisches Unternehmen in China eine eigene Holding-Tochter gründen. Die Allianz China Insurance Holding werde im kommenden Jahr in Shanghai gegründet, teilten die Münchener mit. Auch wenn dieser Schritt zunächst keine direkte Börsenrelevanz hat, der chinesische Versicherungssektor verspricht ein riesiges Potenzial. Die Allianz-Aktie notiert am Montag sehr freundlich.
Die überraschende Genehmigung deutet auf eine Beschleunigung der Öffnung des chinesischen Banken- und Versicherungssektors hin. Die chinesischen Aufsichtsbehörde für Banken und Versicherungen (CBIRC) hat auch der Chiyu Banking Corp aus Hongkong grünes Licht gegeben. Noch im November letzten Jahres hatte Peking für Versicherungsgesellschaften zunächst eine Obergrenze von 51 Prozent für den Besitz ausländischer Unternehmen erlaubt.
Großes Wachstumspotenzial
„Das ist ein bedeutender Meilenstein für uns, unsere Präsenz in diesem strategischen Markt zu erweitern", sagte Vorstandschef Oliver Bäte, dessen Vertrag gerade bis 2024 verlängert wurde. Die Allianz werde von der Liberalisierung und dem Wachstum des chinesichen Marktes profitieren. Dieser solle in den nächsten zehn Jahren um rund 14 Prozent pro Jahr wachsen.
Wie die Holdinggesellschaft in China mit ihrem bestehenden Lebensversicherungs-Joint Venture und dem allgemeinen Versicherer funktionieren solle, wollte die Allianz zunächst nicht verraten. "Weitere Einzelheiten dazu, wie die Holdinggesellschaft mit den verschiedenen Joint Ventures auf dem Festland zusammenarbeiten wird, werden während des Vorbereitungsprozesses mitgeteilt", sagte ein Allianz-Sprecher laut Asia Times.
In China bislang ein Winzling
In China beschäftigt das Unternehmen bereits rund 2.000 Mitarbeiter, unter anderem im 1999 gegründeten Lebensversicherungs-Joint Venture, an dem die Allianz mit 51 Prozent und Citic Trust mit 49 Prozent beteiligt ist. Das Joint Venture verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres 2018 ein Neugeschäft von 426 Millionen Yuan (61,3 Millionen US-Dollar), was laut CBIRC einem Marktanteil von 0,07 Prozent und einem Auslandsanteil von 2,4 Prozent entspricht.
Die Allianz-Aktie springt am Montag auf 190 Euro. Damit liegt das DAX-Schwergewicht wieder über seiner 200-Tage-Linie, um die der Kurs seit Wochen pendelt. Am kommenden Freitag will die Allianz im Rahmen eines Kapitalmarkttages ihre künftige Strategie bekannt geben. Überraschungen dabei könnten den lange erwarteten Startschuss für den Ausbruch aus dem zulaufenden Chart-Dreieck geben. DER AKTIONÄR sieht auf absehbare Zeit ein Kursziel von 235 Euro und hatte die Allianz-Aktie zum Kauf empfohlen.