Nach der Gewinnwarnung ist die Aktie von ThyssenKrupp in der vergangenen Woche deutlich unter Druck geraten. Die Marktkapitalisierung des Konzerns beträgt damit nur noch 10,8 Milliarden Euro, der gesamte Unternehmenswert beläuft sich auf lediglich 15,5 Milliarden Euro. Es werden bereits erste Übernahmespekulationen laut.
Das Spannende: Allein die lukrative Aufzugsparte wird von Analysten inzwischen höher bewertet als das gesamte Konglomerat. Die Konzernperle hatte zuletzt bereits das Interesse des finnischen Wettbewerbers Kone hervorgerufen. Angeblich sollen auch Otis und Schindler interessiert sein. „Der Wert des gesamten Mischkonzerns könnte ein Konsortium von Finanzinvestoren anlocken", heizte ein Insider gegenüber Reuters die Spekulationen weiter an.
Schwierige Situation
Die künftige Struktur von ThyssenKrupp mit der Aufteilung in die zwei Sparten Industrials und Materials macht eine Übernahme allerdings schwierig. Die Zusammenfassung des lukrativen Aufzugsgeschäfts mit dem weniger profitablen Komponentengeschäft und dem schwächelnden Anlagenbau könnte mögliche Interessenten abschrecken.
Grundsätzlich hätte ein Investor zudem mit weiteren Problemen zu kämpfen. So dürfte eine Übernahme durch Kone oder Schindler beispielsweise Bedenken bei den Kartellbehörden hervorrufen. Zudem müssten sowohl die Krupp-Stiftung als Großaktionär als auch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und der Bund von einer Übernahme überzeugt werden. Hintergrund: In NRW sind zehntausend Mitarbeiter beschäftigt, der Bund wiederum wird beim sensiblen Rüstungsgeschäft mit dem U-Boot-Bau einen möglichen Käufer genau unter die Lupe nehmen.
Abwarten
Der Kurssturz Ende der vergangenen Woche drückt weiter auf die Stimmung. Mögliche Interessenten bei einer Übernahme müssten viele Hürden überwinden. Mit einer zeitnahen Lösung ist deshalb trotz des gesunkenen Börsenwerts nicht zu rechnen. Anleger sollten nicht ins fallende Messer greifen und aktuell an der Seitenlinie bleiben.