Der Griff zur Insulinspritze gehört für viele Diabetiker zum Alltag. Und es werden immer mehr. Laut Statista wird die Anzahl der Diabetiker um über 50 Prozent von 415 Millionen im Jahr 2015 auf 642 Millionen Menschen im Jahr 2040 steigen. Davon profitieren in erster Linie Insulinhersteller wie die dänische aktionär-Dauerempfehlung Novo Nordisk. Ein wenig in Vergessenheit geraten sind dabei die Unternehmen, die den Diabetikern ein möglichst unbeschwertes Leben ermöglichen wollen. Dazu zählt unter anderem Tandem Diabetes Care.
Der Diabetesspezialist, gegründet 2006 im kalifornischen San Diego, setzt auf moderne Insulinpumpen, die die Betroffenen immer mit der nötigen Menge an Insulin versorgen. 2011 hat die erste Pumpe aus dem Hause Tandem Diabetes grünes Licht von der US-Gesundheitsbehörde FDA erhalten. Im Jahr 2013 folgte der durchaus erfolgreiche Börsengang. Doch im Anschluss verlor Tandem Diabetes den Anschluss: rückläufige Verkäufe, tiefrote Zahlen. Es war Zeit für einen Neustart. Nach einem Reverse-Split und neuen Produkten soll der Turnaround gelingen. Der Anfang ist gemacht – die Börse honoriert dies mit einem unfassbaren Kursplus von 1.200 Prozent in sechs Monaten. Trotzdem sollte sich immer noch ein Einstieg beim Diabetes-Highflyer lohnen. Zumal Tandem Diabetes Care zum heißen Übernahmekandidaten gereift ist.
Turnaround in vollem Gange
Im letzten Quartal 2017 haben bei Tandem Diabetes die Insulinpumpenverkäufe spürbar angezogen. Der Grund: Für das Flaggschiffprodukt t:slim X2 haben die Amerikaner im Oktober 2017 das Wechselangebot für Kunden vom Konkurrenten Animas prolongiert und nachgebessert. Alle neu integrierten Funktionen der Tandem-Insulinpumpe stehen bei einem Wechsel im Jahr 2018 gratis zur Verfügung. Die Prämie haben viele Kunden offenbar genutzt. Denn seit dem vierten Quartal verzeichnet Tandem Diabetes Care Zuwächse bei den Verkäufen. Zuvor musste das Unternehmen aus San Diego eine lange Durststrecke hinnehmen. Doch was macht die t:slim X2 von Tandem Diabetes so einzigartig? Es handelt sich bei der Pumpe um die bis dato einzig zugelassene mit farbigem Touchscreen. Zudem trumpft das wasserfeste Gerät mit einer Bluetooth-Verbindung sowie einer aufladbaren Batterie auf. Damit Diabetiker immer auf dem neuesten Stand sind, kann Tandem Diabetes Care zudem Software-Updates über den Computer auf die t:slim X2 installieren. Und „slim“ ist Programm: Die Insulinpumpe ist laut der Firma das kleinste Gerät weltweit. Im Durchschnitt ist die Insulinpumpe 38 Prozent kleiner als Konkurrenzprodukte wie beispielsweise von Animas
Mehr als ein "Spielzeug"
Trotz der vielen coolen Möglichkeiten, die die Insulinpumpe bietet, geraten die medizinischen Funktionen nicht in den Hintergrund. Im Gegenteil. Mit dem Partner Dexcom kann Tandem Diabetes Care auf ein Top-Unternehmen im Bereich Glukose-Monitoring setzen. Die Dexcom-Technologie liefert kontinuierlich Messwerte und unterstützt dabei die Insulinpumpe. Vor Kurzem hat die FDA eine weitere Funktion freigegeben: die hauseigene Basal-IQ-Technologie. Damit kontrolliert die t:slim X2 halbstündlich den Glukosespiegel und reguliert diesen bei Bedarf – ohne Knopfdruck. Dass die Insulinpumpe von Tandem Diabetes Care immer mehr Anklang findet, zeigen die jüngsten Verkaufszahlen. Im zurückliegenden zweiten Quartal 2018 konnte das Unternehmen den Umsatz um 60 Prozent auf 34,1 Millionen Dollar nach oben schrauben. Die Anzahl der Insulinpumpenverkäufe stieg auf 5.447 Stück nach 3.427 Geräten im zweiten Berichtszeitraum 2017. Dies impliziert ein Wachstum von 59 Prozent. Damit nimmt der Turnaround Fahrt auf, auch wenn vor 2020 keine Gewinne in Sicht sind. Doch die Umsatzentwicklung und das Alleinstellungsmerkmal im Markt für Insulinpumpen schürt zusätzliche Kursfantasie – trotz der Mega-Rallye in den letzten Monaten. Hinzu kommt die latente Übernahmefantasie im Sektor. Dexcom hat sich vor Kurzem TypeZero Tech einverleibt.
Hochspekulative Diabetes-Wette
DER AKTIONÄR springt spät auf das rollende Tandem auf. Doch die Fahrt ist noch nicht beendet. Brummt das Geschäft mit den Insulinpumpen weiter, sollte sich der Aufwärtstrend fortsetzen. Anleger, die der Empfehlung in Ausgabe 36/2018 gefolgt sind, bleiben an Bord und können sich bereits über Gewinne von knapp 25 Prozent freuen. Zukäufe sollten vorerst zurückgestellt werden.
Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der Ausgabe 36/2018 als Hot-Stock der Woche.