Egal, ob am Stammtisch oder im Bundestag – über das Thema Energiewende wird schon seit Jahren intensiv diskutiert. Die Energieversorgung soll schrittweise auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik oder Windkraft umgestellt werden. Auch wenn diese schon weitverbreiteten Formen der Energieversorgung den Vorteil haben, dass sie CO2-neutral sind und die energiepolitische Zielsetzung erfüllen, haben sie einen entscheidenden Nachteil: Sonne und Wind stehen als Energiequellen nicht konstant über 24 Stunden am Tag zur Verfügung.
Ganz anders sieht es bei sogenannten Blockheizkraftwerken (BHKW) aus. Diese Anlagen erzeugen unter anderem mit Erdgas oder Biogas dezentral vor Ort beim Verbraucher Strom und nutzen gleichzeitig die dabei frei werdende Wärmeenergie effektiv. Dieses Prinzip der miteinander gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung wird daher auch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) genannt. „BHKW-Anlagen sind sehr zukunftsträchtig zu betreiben, da sowohl fossile als auch regenerative Primärenergieträger bedarfsgerecht und CO2-Emissionen einsparend zu elektrischen und thermischen Energien umgewandelt werden“, erklärt Christian Grotholt, Vorstand der 2G Energy im Gespräch mit dem AKTIONÄR. Der hohe Gesamtwirkungsgrad von 85 bis 90 Prozent und der Preisvorteil von Gas gegenüber Strom – der sogenannte „Spark Spread“ – sorgen für niedrige Amortisationszeiten von ein bis drei Jahren.
2G Energy zählt mittlerweile zu den führenden BHKW-Herstellern. Als Nischenanbieter verfügt die Gesellschaft über eine gute Position in dem Wachstumsmarkt und bietet mit der Entwicklung, der Produktion und Installation von KWK-Anlagen ganzheitliche Lösungen an. „Die Gesellschaft überzeugt durch eine exzellente Technologie inklusive elektronischer Steuerung der KWK-Module“, so Dr. Karsten von Blumenthal von First Berlin Equity Research gegenüber dem AKTIONÄR. „2G hat mittlerweile die kritische Größe erreicht, sich in den margenstarken Bereichen positioniert und verfügt über ein umfangreiches Servicenetz in Deutschland“, so der Analyst weiter.
Das Geschäft ist dabei sehr von politischen Entscheidungen geprägt. Entsprechend hoch ist der Aufwand, den der Vorstand auf diesem Gebiet betreibt. Grotholt ist bemüht, aktiv an der künftigen politischen Gestaltung des KWK-Ausbaus mitzuwirken. „BHKW-Anlagen können nicht nur hocheffizient und klimaschonend Elektrizität und Wärme zur Verfügung stellen, sondern können durch ihre physikalischen Eigenschaften systemstabilisierend an das Netz der allgemeinen Versorgung angeschlossen werden“, so der Vorstand. „Die Strommarktdebatte sollte zur Würdigung des volkswirtschaftlichen Nutzens der KWK auch den möglichen Beitrag von BHKW- Anlagen zur Deckung des Wärmebedarfs in Wohngebäuden berücksichtigen“, führt Grotholt aus. „Beim notwendigen Netzausbau können bis zu 400 Millionen Euro durch die dezentrale hocheffiziente Anwendung von BHKW-Anlagen eingespart werden.“
Der Ausgang der aktuellen KWK-Gesetzesdebatte ist ungewiss. „Die Diskussionen über das neue KWK-Gesetz ziehen sich hin und die Politik scheint die Förderung eher herunterschrauben zu wollen“, so Analyst von Blumenthal. Eine endgültige Entscheidung der Bundesregierung erwarten Branchenkenner erst Anfang des nächsten Jahres.
Die Einsatzgebiete der 2G-Anlagen reichen von großen Industriearealen über Wohnblocks und Hotels bis hin zu Schwimmbädern, Altenheimen und Krankenhäusern. In den letzten Monaten ist es der Gesellschaft gelungen, in einem schrumpfenden deutschen Markt die Marktanteile auszubauen. Dabei war der Newsflow recht positiv. So gab es beispielsweise von BASF einen Auftrag zur Installation einer kompletten erdgasbetriebenen KWK-Anlage mit einer elektrischen Leistung von 4,4 MW. „Der BASF-Auftrag zählt zu einer Reihe von größeren Aufträgen namhafter Unternehmen aus der produzierenden Industrie und der Lebensmittelindustrie sowie den Versorgern, die sich auch auf bereits installierte Referenzprojekte stützen“, sagt Finanzvorstand Dietmar Brockhaus. „Die Gesellschaft hat sich einen guten Ruf als zuverlässiger Lieferant und Maschinenbauer erarbeitet“, kommentiert First-Berlin-Analyst von Blumenthal die Abschlüsse. Beide erwarten weitere Deals auf diesem Niveau.
Zudem wurde mit Fuji Electrics ein Rahmenvertrag zum Absatz von 2G KWK-Kraftwerken in Japan und Südostasien unterzeichnet. 2G will über diese Vertriebskooperation die Marktdurchdringung in Fernost weiter erhöhen. „Japanische Technologieanbieter realisieren gezielt Projekte in Südostasien mit CO2-Emissionsvermeidungspotenzialen wie KWK-Anlagen, um so Emissionszertifikate für die japanische Industrie zu generieren, damit Japan sein CO2-Reduktionsziel erreicht“, so CFO Brockhaus.
Das Thema Internationalisierung wird in der 2G-Firmenzentrale derzeit sehr großgeschrieben. Firmenlenker Grotholt verbringt daher einen Großteil seiner Arbeitszeit – neben den politisch geprägten Aufenthalten in Berlin – in den USA. Durch die Komplettübernahme der US-Tochter 2G Cenergy erwarten die Verantwortlichen einen Umsatzschub im US-Geschäft. Alle Entscheidungen in Sachen Preispolitik und Vertriebspartnerschaften liegen nun in 2G-Hand und können so zielgerichteter vorangetrieben werden. Der Vorstand stuft den nordamerikanischen Markt mittelfristig als den größten internationalen Absatzmarkt für KWK-Anlagen außerhalb Deutschlands ein. „Die USA sind dank niedriger Gas- und oft hoher Strompreise ein sehr attraktiver Markt“, stimmt Analyst von Blumenthal zu. Mit den eingeleiteten Maßnahmen dürften aus den USA daher spätestens ab dem kommenden Jahr deutliche Umsatz- und Ergebniszuwächse zu verzeichnen sein.
Nach der Sonderkonjunktur im Jahr 2014 sollten im laufenden Geschäftsjahr die Umsätze wieder auf ein normales Niveau sinken. „2G hat immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie sich flexibel und erfolgreich auf sich schnell ändernde Märkte einstellen kann und dabei die Kosten an der Kapazitätsauslastung ausrichtet“, so der CFO. Ab 2016 erwartet der AKTIONÄR daher deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen. Im Rahmen der Energiewende gewinnen KWK-Anlagen trotz der politischen Diskussionen stark an Bedeutung. Die Internationalisierung sorgt für viel Fantasie. Nach dem Übergangsjahr 2015 dürften Umsatz und Gewinn bei 2G kräftig anziehen und die Aktie dürfte deutlich zulegen. Daher spekuliert DER AKTIONÄR im Real-Depot auf steigende Kurse. Das erste Kursziel liegt bei 25 Euro.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.