Russland und der halbstaatliche Gasriese Gazprom stoppen nun doch ihre Pläne für den Bau der Pipeline South Stream, die unter Umgehung der Ukraine über das Schwarze Meer und den Balkan Österreich und ganz Westeuropa mit russischem Erdgas versorgen sollte. Die Europäische Kommission hatte jedoch von Beginn an rechtliche Bedenken gegen das Projekt gehabt.
So wurde angemahnt, dass Gazprom nicht gleichzeitig Betreiber der Pipeline und gleichzeitig einziger Lieferant sein dürfe. Die anhaltenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen haben die Durchsetzung des ambitionierten Projekts natürlich weiter erschwert. Gazprom-Chef Alexej Miller erklärte daher gestern bei einem Besuch in der türkischen Hauptstadt Ankara: "Das war`s. Das Projekt ist geschlossen." Er verwies dabei auf die "Blockadehaltung in der EU".
Ein richtiger Schritt
Der Stopp des Baus von South Stream ist ein vernünftiger Schritt. Es hätte einfach keinen Sinn gemacht, dieses Projekt mit aller Gewalt durchzuziehen. Die EU hatte zuletzt erheblichen Druck auf beteiligte Staaten wie etwa Serbien, Ungarn oder Bulgarien ausgeübt, sodass die gesamte Pipeline auf sehr wackligen Beinen gestanden hätte.
Darüber hinaus kann oder sollte es sich Gazprom nicht leisten, Kapital zu versenken. Gerade in einer Phase, in der es selbst für einen derart profitablen Konzern wie Gazprom schwer ist, sich ausreichend und vor allem günstig mit Kapital zu versorgen, sollten derartige Projekte vorerst auf Eis gelegt werden.
Die beiden Pipelines nach China werden ohnehin mehrere Milliarden Dollar verschlingen, sodass für das strategisch weit weniger wichtige South-Stream-Projekt einfach kein Geld mehr übrig ist.
Grauenhaftes Chartbild
Das Chartbild der Gazprom-Aktie sieht derzeit absolut grauenhaft aus. Der jüngste Verfall des Rubel-Kurses hat den Kurs zusätzlich belastet. Anleger sollten daher trotz der enorm günstigen Bewertung an der Seitenlinie verharren. Wer bereits investiert ist, beachtet den Stopp bei 4,10 Euro.