Der Siemens-Konzernumbau ist voll im Gange. Am Mittwoch traf sich der Aufsichtsrat. Erwartet wurde, dass die Aufseher den Weg für den milliardenschweren Verkauf der Hörgeräte-Sparte frei machen. Auch die angekündigte Verselbstständigung der Medizintechnik stand dem Vernehmen nach auf der Tagesordnung. Zunächst wurden keine Ergebnisse der Sitzung bekannt. Möglicherweise könnten sie auch erst zur Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens am morgigen Donnerstag genannt werden.
Spekulationen
Wie es in Industriekreisen hieß, könnten die Aufseher die Bündelung des Deutschland-Geschäfts der Medizintechnik in eine eigenständige Einheit beschließen. Das gilt als eine Etappe, um die ganze Sparte zu einem unabhängigen Unternehmen unter dem Siemens-Dach zu machen. Ein Siemens-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern. Konzernchef Joe Kaeser hatte schon zur Halbjahresbilanz im Mai angekündigt, dass die Medizintechnik eine eigenständige Rolle innerhalb von Siemens bekommen soll. Ein Grund: Die Sparte hat kaum Überschneidungen mit dem übrigen Siemens-Geschäft was etwa Marktzugänge oder Technologietransfer angeht.
Branchenbeobachter sehen den Schritt aber auch als mögliche Vorbereitung für einen Verkauf oder Börsengang der Sparte. Kaeser hatte im Mai angedeutet, die hohe Finanz-Bewertung des Geschäftsbereiches könne unter Umständen genutzt werden, um große Übernahmen zu stemmen. Die hochprofitable Medizintechnik-Sparte erzielte zuletzt mit 52.000 Mitarbeitern 13,6 Milliarden Euro Umsatz.
In den vergangenen Wochen hatte sich bereits ein Verkauf der Hörgeräte-Sparte für gut zwei Milliarden Euro abgezeichnet. Der schwedische Finanzinvestor EQT soll dabei die Nase vorn haben. Kaeser hatte die Sparte eigentlich an die Börse bringen wollen, soll sich aber mittlerweile umentschieden haben, weil das Umfeld deutlich schwieriger geworden ist. Zuletzt hatte beispielsweise der Online-Händler Zalando nur ein schwaches Börsendebüt hingelegt.
Kurs auf 95 Euro
Die Aktie von Siemens hat in den vergangenen Tagen bereits deutlich Boden gut machen können. Die nächste charttechnische Zielmarke liegt bei 95 Euro. Anleger bleiben investiert, sichern aber ihre Position mit einem Stopp knapp unterhalb des Oktobertiefs – bei 80 Euro – ab.
(Mit Material von dpa-AFX)