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25.04.2016 Jochen Kauper

VW-Aktie vor dem Sprung über die 200-Tage-Linie – wie geht es weiter nach dem Rekordverlust?

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Volkswagen Vz.

Rekordverlust, immense Risiken, interne Konflikte - "Dieselgate" hält VW in Atem. Seit Monaten herrscht bei Volkswagen Ausnahmezustand. Ein Ende ist auch nach dem "April der Wahrheit" nicht absehbar. Die wichtigsten Fragen. 
Europas größter Autobauer muss wegen der Diesel-Affäre den größten Verlust der Konzerngeschichte verkraften. Unterm Strich betrug das Minus 1,6 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür sind Rückstellungen zur Abfederung der Dieselkrise in Höhe von 16,2 Milliarden Euro. Auch die Aktionäre bekommen die Manipulationen zu spüren: Bei der im Dax notierten Vorzugsaktie wird die Gewinnbeteiligung von 4,86 Euro auf 17 Cent je Anteil gekürzt. Die Eigentümer der Stammaktien, die vor allem in den Händen der Porsche SE , dem Bundesland Niedersachsen und dem Staat Katar liegen, wird die Ausschüttung um 96 Prozent auf 11 Cent ab (2014: 4,80 Euro) gesenkt.

Was steht bei VW demnächst auf der Agenda?

Am kommenden Donnerstag (28. April) stellt VW in Wolfsburg auf einer Pressekonferenz die genauen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vor - eine Bilanz im Schatten von "Dieselgate". Spannend dürften vor allem das Abschneiden der Konzern-Kernmarke VW sein, die bereits vor dem Skandal ertragsschwach war und die meisten Folgen der Abgas-Manipulationen zu schultern hat. Am 22. Juni findet die VW-Hauptversammlung statt - die Spitze des Autobauers muss sich auf viele unangenehme Fragen der Aktionäre einstellen.

Wie ist die Lage in den USA?

In den USA hatte der weltweite Skandal über manipulierte Abgaswerte seinen Ursprung, betroffen sind hier rund 600 000 Dieselfahrzeuge. Rund um den Globus gibt es mehr als elf Millionen Fahrzeuge mit der Betrugssoftware. Der zuständige US-Richter hat VW und den Behörden an diesem Donnerstag eine Frist bis zum 21. Juni gesetzt - bis dahin soll es nach der Grundatzvereinbarung über Rückkäufe von betroffenen Dieselfahrzeugen und Umrüstungen eine detaillierte Einigung geben. Am 19. Mai soll es die nächste Gerichtsanhörung geben. In den USA drohen weiterhin Milliardenkosten.

Welche Folgen hat "Dieselgate" für die VW-Beschäftigten?

Das ist noch nicht abzusehen. Es drohen massive Auseinandersetzungen zwischen dem Management, Gewerkschaften und Betriebsrat. Bei der ertragsschwachen Kernmarke VW mit Modellen wie dem Golf und dem Passat will Markenchef Herbert Diess den Sparkurs verschärfen - hat aber versprochen, dass es in der Stammbelegschaft keinen Stellenabbau gegen soll. Betriebsratschef Bernd Osterloh und andere Mitglieder des Aufsichtsrates haben Diess aber wiederholt vor allem für seinen Kommunikationsstil heftig kritisiert. Auf Initiative des Betriebsrats soll es Verhandlungen über feste Produkt-, Stückzahl- und Investitionszusagen für die nächsten Jahre geben.

Welche Auswirkungen hat der Skandal auf Niedersachsen?

Volkswagen hat eine immens wichtige Bedeutung für Niedersachsen. Das Land Niedersachsen ist VW-Großaktionär. Die Mini-Dividende hat aber nur wenig Auswirkungen auf den Haushalt, weil das Land noch satte Einnahmen aus den vergangenen Jahren hat und diese in einer eigenen Gesellschaft verbucht. Die Bedeutung des VW-Konzerns für Niedersachsen ist auch darüber hinaus enorm: Laut einer Analyse der Landesbank NordLB entfielen in Niedersachsen zuletzt fast zwei Drittel der gesamten Wertschöpfung der Top-50-Firmen auf VW.

Dagegen ist die Lage für die Städte mit großen VW-Standorten wie Wolfsburg, Braunschweig, Emden oder Hannover aber düster. Die Kämmerer prüfen wegen wegbrechender Steuereinnahmen alle Ausgaben, einige Kommunen verhängten schon Haushaltssperren. Bereits Ende März hatten die Landesstatistiker mitgeteilt, dass es an den VW-Standorten Einbrüche bei der Gewerbesteuer gab: In Wolfsburg 80 Prozent Minus, in Salzgitter 30 Prozent, in Osnabrück 22 Prozent, in Braunschweig 13 Prozent und in der Hafenstadt Emden 8 Prozent.

Kann VW die manipulierten Autos reparieren?

Der in Deutschland im Januar gestartete Rückruf läuft bisher sehr holprig. Die Kernmarke VW konnte nur 8500 betroffene Modelle des Pick-ups Amarok in die Werkstätten holen. Dagegen musste der Rückruf des Volumenmodells Passat wegen der fehlenden Freigabe des Kraftfahrtbundesamtes verschoben werden. Deshalb soll sogar der Golf vorgezogen werden. Der Rückrufplan ist nach internen Berechnungen bereits 250 000 Autos in Verzug. In den USA gibt es noch keinen Fahrplan. Hier drohen auch teure Rückkäufe. Immerhin dürfen auch die VW-Töchter Audi und Seat erste Modelle umrüsten.

Wer hat die Manipulationen bei VW zu verantworten?

Die Schuldfrage ist auch mehr als sieben Monate nach Beginn der Ermittlungen offen. Weder die staatlichen Ermittler in Deutschland und den USA noch die internen Ermittlungen durch die vom Aufsichtsrat engagierte US-Kanzlei Jones Day haben bislang einen schuldigen präsentieren können. Nach dpa-Informationen geht Jones Day bislang davon aus, dass es keine Weisung der Konzernspitze gegeben hat. Der Betrug soll das Werk von wenigen Einzelnen gewesen sein.

Erholung verpufft?
Im Laufe der letzten Handelswoche hatten Schnäppchenjäger auf juristische Fortschritte gesetzt. Shorteindeckungen feuerten die Aufwärtsbewegung weiter an.  Der Kurs war von 110 Euro auf 130 Euro nach oben geschnellt.

Die schwachen Zahlen am Freitag haben die Erholung wieder zu Nichte gemacht. Das Papier hat sich von der 200-Tage-Linie wieder entfernt. Für Trader ist das Papier erst interessant, sofern der Sprung über die 200-Tage-Linie bei 130,20 Euro glückt. Dann hat die VW-Aktie technisch Potenzial bis 138 Euro. Hier verläuft ein horizontaler Widerstand. DER AKTIONÄR bleibt dabei: die VW-Aktie eignet sich nach wie vor nur für Spielernaturen.

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