Die Fachleute von Börse Online beschäftigen sich mit den Problemen der russischen Regierung, also den Schulden, der Überalterung und der sinkenden Zahl der Russen. Sie beschäftigen sich auch mit dem Lösungsversuch: Die Unternehmen, an denen der Staat beteiligt ist, sollen zahlen; sie sollen mindestens die Hälfte des Gewinns als Dividende (an die Regierung) ausschütten. Bisher zahlten diese Firmen durchschnittlich 25 Prozent des Gewinns aus. Diese neue Regelung soll bis zum Jahr 2019 gelten und den Politikern 100 Milliarden Rubel (1,34 Milliarden Euro) an Mehreinnahmen bringen. Daraus ergeben sich auch Anlagechancen.
Schätzungen zufolge sinkt die Zahl der Russen bis zum Jahr 2050 von jetzt gut 143 Millionen auf dann fast 129 Millionen. Wenn die Regierung im Haushalt alles so wie jetzt belässt, schätzt S&P Global Ratings, die jetzt noch zu bewältigende Nettoverschuldung würde dann auf mehr als 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen.
Würde das Dividenden-Gesetzt tatsächlich durchgesetzt, beträfe das auch Gazprom. Die Analysten von Renaissance Capital schätzen, das Gasexport-Monopolunternehmen müsste die Ausschüttung auf 16,60 Rubel je Aktie erhöhen. Das entspräche einer Dividendenrendite von derzeit mehr als zehn Prozent. Allerdings sind auch frühere Vorschriften dieser Art nie streng eingehalten wurden. Trotzdem könnte die Dividende ein Argument sein, wieder mehr Anleger für russische Aktien anzulocken. Grundsätzlich bleiben Investitionen in russische Aktien jedoch eine Wette auf steigende Ölpreise und Unternehmensgewinne sowie den Wegfall von Wirtschaftsstrafen gegen Russland. Deswegen sollten weiterhin nur nervenstarke Anleger die US-Hinterlegungsscheine (American Depositary Receipts; ADR) von Gazprom kaufen, denn Russlands Börse ist stets für eine Überraschung gut. Das Kursziel beträgt fünf Euro und der Stop-Loss sollte bei 3,40 Euro gesetzt werden.