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Wirecard-Aktie: Ärger in der Luft

Wirecard-Aktie: Ärger in der Luft
Foto: Börsenmedien AG
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18.06.2019 ‧ Leon Müller

Die Aktie des Zahlungsdienstleisters Wirecard gehörte am Dienstag zu den großen Gewinnern auf dem Frankfurter Parkett. Das Unternehmen aus Aschheim bei München hatte für heute zum Aktionärstreffen geladen. Auf der Haiuptversammlung zeichnete CEO Dr. Markus Braun ein positives Bild der Zukunft und ging auch auf die Verfehlungen der jüngeren Vergangenheit ein, als die Financial Times mit kritischen Berichten den Kurs des DAX-Aufsteigers torpedierte. Trotz neu aufkeimender Euphorie – eitel Sonnenschein ist bei Wirecard noch nichts. 

Nach wiederholten Kursstürzen bei der Aktie des Zahlungsdienstleisters Wirecard haben beunruhigte Aktionäre und Investoren ihrem Ärger Luft gemacht. Bei der Hauptversammlung des Dax -Unternehmens forderten mehrere Aktionärsvertreter unter Beifall der rund 1500 Aktionäre mehr Erklärungen und eine bessere Kommunikation von Vorstandschef Markus Braun und seinen Kollegen. "Mein Vorwurf ist die fehlende Transparenz", sagte Daniela Bergdolt vom Aktionärsverein Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz am Dienstag in München. "Sie müssen informieren, sie müssen eine unabhängige Prüfung einleiten und die Ergebnisse veröffentlichen." 

Braun sagte zu, bei der Kommunikation wolle das Unternehmen Verbesserungen einführen. Grundlegend wollte er aber das rund laufende Geschäft in den Vordergrund rücken. Das Unternehmen steuere auf ein "absolutes Rekordhalbjahr" zu, sagte Braun. Das Unternehmen gewinne zunehmend große Kunden hinzu. Im ersten Halbjahr habe sich das Wachstum noch einmal beschleunigen können. Die laufenden Gewinnprognosen bestätigte der Manager, der mit 7 Prozent auch größter Einzelaktionär ist. Wirecard-Aktien lagen am Nachmittag mit dem starken Dax 2,5 Prozent im Plus bei 155,10 Euro. 

Die Anteilseigner stimmten der Ausgabe einer Wandelanleihe zur Beteiligung des japanischen Mischkonzerns und Tech-Investors Softbank im Umfang von 900 Millionen Euro zu. Das Geld will das Unternehmen für Investitionen, Aktienrückkaufe und Schuldenrückzahlung verwenden - in welchem Ausmaß jeweils, das ließ Braun offen. Planerisch könne man zwar aktuell mit jeweils einem Drittel rechnen, aber finale Entscheidungen stünden aus und hingen unter anderem vom Aktienkurse ab. Der Aktienrückkauf sei nur eine Option. 

Mit dem Geschäft will sich Wirecard nicht zuletzt Zugang zu den Beteiligungen von Softbank sichern, um mit ihnen Geschäft zu machen. Softbank gilt als einer der größten Tech-Investoren weltweit. Der Vorstand schätzt das Gewinnpotenzial aus der Partnerschaft über einen Zeitraum von fünf Jahren laut der Einladung zur Hauptversammlung auf 209 bis 273 Millionen Euro. Hinzukommen soll ein Wert für die darüber hinausgehende langfristige Kooperation, der deutlich höher sei. Dabei setzt Wirecard unter anderem auf Marktzugänge in Japan und Südkorea sowie die Entwicklung gemeinsamer neuer Produkte und Dienstleistungen.

Auch große Investoren sparten nicht mit Kritik. Die Kommunikationspolitik müsse "deutlich, deutlich proaktiver gestaltet werden", forderte Nicolas Huber von der Investmentgesellschaft DWS , einer Tochter der Deutschen Bank. Die Aktien des Technologieunternehmens aus dem Münchner Vorort Aschheim waren in den vergangenen Monaten nach Berichten um Unregelmäßigkeiten in der Rechnungslegung einer Tochtergesellschaft in Singapur deutlich unter Druck geraten. Sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft gehen dabei auch von Attacken durch Spekulanten aus. Zeitweise hatten die Wirecard-Papiere im Frühjahr innerhalb weniger Tage an der Frankfurter Börse rund die Hälfte ihres Werts verloren - von gut 167 Euro ging es bis auf 86 Euro nach unten. 

Wirecard hatte nach eingehender Prüfung Fehler in der Buchhaltung einräumen müssen, wenn auch in geringerem Umfang als durch die Wirtschaftszeitung "Financial Times" in ihren Berichten suggeriert. Braun sprach am Dienstag erneut von "Qualitätsmängeln" bei Buchungen, es habe keine schwerwiegenden Verstöße gegen rechtliche Vorgaben gegeben. Die Aktionäre stimmten für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat für das vergangene Geschäftsjahr. 

Auch die Investment-Gesellschaft der Sparkassen Dekabank rügte das Management. "Wirecard wird immer noch geführt wie ein Start-up", sagte Deka-Vertreter Ingo Speich. Das sei für ein Dax-Unternehmen "völlig unangemessen". Wirecard-Gründer und Vorstandschef Braun habe eine Machtkonzentration wie bei keinem anderen Dax-Unternehmen und solle "Teile seiner Macht" abgeben. Braun ist mit rund 7 Prozent auch größter Aktionär des Konzerns. Die Expertise des Unternehmens bei Risikomanagement, Compliance und Recht müsse zudem "dringend" ausgebaut werden, sagte Speich. 

Hauptgeschäft von Wirecard ist die Abwicklung bargeldlosen Bezahlens sowohl online als auch in Geschäften. Ende März waren rund um den Globus rund 293 000 Händler angeschlossen.

Trotz der vorgetragenen Kritik der Aktionärsvertreter auf der heutigen HV – die Aktie der Wirecard AG bleibt ein klarer Kauf. DER AKTIONÄR sieht das vorläufige Kursziel unverändert bei 200 Euro. Ausgehend vom Zeitpunkt der Aufnahme ins Aktien-Musterdepot des AKTIONÄR notiert die Aktie weit über 40 Prozent im Plus.

Mit Material von dpa-AFX

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