Darüber, wie sich der größte Staatsfonds der Welt für die Zukunft aufstellen soll, wurde in Norwegen lange diskutiert. Die Idee war, die Investitionen in Öl- und Gasproduzenten wie etwa Royal Dutch Shell oder BP, kräftig zurückzufahren. Aktuell entspricht dies einem Wert von einer Billionen Dollar. Dieser soll nun schrumpfen.
Heute Mittag wird die Entscheidung bekannt gegeben. Bei einem möglichen Ausstieg aus Energieaktien geht es indes nicht alleine darum, dass die Anteilscheine von Exxon, BP oder Total grundsätzlich schlechte Investments sind. Vielen Experten bereitet einfach das Klumpenrisiko Kopfzerbrechen, dem Norwegen – als Öl- und Gasproduzent auf der einen Seite und großer Investor in Energietitel auf der andere Seite – derzeit ausgesetzt ist. Aktuell macht der Export fossiler Energieträger rund 20 Prozent der gesamten Exporte des Landes aus.
Was bedeutet dies für die Aktien?
Natürlich wird ein Abbau der Positionen nicht spurlos an den Aktienkursen von BP und Shell vorübergehen. Schließlich ist der norwegische Staatsfonds mit jeweils zwei Prozent einer der größten Anteilseigner bei Shell und BP. Bereits die Ankündigung 2017, dass man die Ölinvestments auf den Prüfstand stellen wolle, sorgte für Druck. Allerdings wird sich der Fonds beim Verkauf der Anteile natürlich marktschonend verhalten. Schließlich hat er selbst kein Interesse daran, durch schlechte Kurse die eigene Rendite zu schmälern. Die Manager haben bereits erklärt, dass ein Abbau Jahre ohnehin in Anspruch nehmen würde. Dieser Schritt alleine dürfte daher nachhaltig keinen allzu riesigen Effekt auf die Kursentwicklung von Shell und BP haben.
Spannend dürfte es allerdings werden, wenn auch andere große Investoren diesem Beispiel folgen würden, wobei es den Fondsmanagern angesichts der sprudelnden Gewinne und der anhaltend hohen Dividende wohl sehr schwer fallen dürfte. Zumal sie anders als Norwegen nicht über dieses Klumpenrisiko einer eigenen Ölproduktion verfügen.
Kein Grund zur Panik
Das fossile Energiezeitalter wird früher oder später Geschichte sein. Allerdings wird es noch viele Jahre dauern, bis wirklich weltweit und in fast allen Anwendungen Öl- und Gas ersetzt werden können. In den nächsten zehn Jahren dürften Shell, BP & Co daher auch weiterhin zweistellige Milliardengewinne scheffeln, möglicherweise sogar noch länger.
Auch um das Jahr 2030 dürften Öl und Gas eine wichtige Rolle im globalen Energiemix spielen. Zwar schrumpft der Anteil am „Kuchen“, der „Kuchen“ selbst wird allerdings aufgrund des weltweit steigenden Energiebedarfs (alleine schon wegen des Bevölkerungswachstums) größer. Es besteht also kein Grund zur Panik, sollte sich der Staatsfonds in den kommenden Jahren von seinen Öl- und Gasinvestments trennen. Anleger können daher bei den Anteilen von BP und Shell investiert bleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Der Autor hält Positionen an BP und Shell, die von einer etwaigen aus der Publikation resultierenden Kursentwicklung profitieren.