Der langwierige und kostenintensive Umbau schreitet bei ThyssenKrupp nach wie vor nur langsam voran. Vor allem die Stahlfusion mit Tata Steel, die bereits als beschlossen galt, bestimmt derzeit die Schlagzeilen. Doch auch in der Marinesparte häufen sich die Nachrichten. Für Anleger bleibt es spannend, die Aktie verliert am Donnerstag aber wieder an Boden.
Sechs Kriegsschiffe hat die Bundesregierung bei ThyssenKrupp für die Lieferung nach Ägypten in Auftrag gegeben. Der Gesamtwert liegt bei 2,3 Milliarden Euro. Doch die problematische politische Lage in Ägypten, das mehr und mehr auf eine Militärdiktatur zusteuert, beschert dem DAX-Konzern große Risiken. Das Beispiel Rheinmetall und Saudi-Arabien zeigt, dass auch bereits genehmigte Aufträge keine Sicherheit garantieren. Nun will die Regierung die ThyssenKrupp-Lieferung aber mit Exportkredit-Garantien absichern. Damit übernimmt der Bund zu einem großen Teil das Risiko eines Zahlungsausfalls.
Offen bleibt derweil, wie es mit der Stahlfusion weitergeht. Die beiden Unternehmen wollen bei den Zugeständnissen an die Kartellbehörden nicht zu weit gehen, doch so droht ein Veto der EU-Kommission. Während die Wettbewerber wie Salzgitter bereits darauf spekulieren, günstig an einzelne Konzernteile zu kommen, will ThyssenKrupp-Chef Guido Kerkhoff den wirtschaftlichen Sinn der Fusion auf keinen Fall gefährden.
Gegenwind kommt ebenfalls wieder von den Arbeitnehmern. Stahl-Betriebsratschef Tekin Nasikkol fordert auch für den Fall eines Scheiterns der Fusion einen umfassenden Schutz der Belegschaft. Betriebsbedingte Kündigungen sollen bis 2026 ausgeschlossen und ein Erhalt der Standorte garantiert werden – es sind dieselben Schutzbedingungen wie bei einem Zustandekommen der Fusion.
Boden gefunden, aber…
Im Bereich um 12 Euro scheint die ThyssenKrupp-Aktie einen Boden gefunden zu haben. Trotz der weiter bestehenden Risiken wird die Aktie nach der monatelangen Talfahrt hier wieder interessant. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 7,5 bis 8,0 Milliarden Euro ist der Konzern nur noch knapp die Hälfte von dem wert, was alleine die Aufzugssparte eigenständig auf die Waage bringen dürfte. Die Aktie gehört auf die Watchlist. Das Kaufsignal lässt aber noch auf sich warten!