Die Fusion der Stahlsparten von ThyssenKrupp und Tata steht nach wie vor auf der Kippe. Inzwischen streiten vor allem die Arbeitnehmer um ihre Rechte. Die niederländische Belegschaft in Ijmuiden fordert Sonderrechte. Das war zu erwarten gewesen – doch wie reagiert ThyssenKrupp nun auf die Beschwerden der deutschen Gewerkschaften?
Das Problem war vorhersehbar. Bereits 1999, als die niederländische Koninklijke Hoogovens mit British Steel zum Tata-Europe-Vorgänger Corus fusionierte, setzte Ijmuiden Sonderrechte durch – ebenso bei der Corus-Übernahme durch Tata. Bei der anstehenden Fusion mit ThyssenKrupp wollen die Niederländer erneut selbst über ihre Gewinne entscheiden dürfen. Für die deutschen Stahlkocher ist es allerdings ein „No Go“, dass die Risiken der Fusion alleine hierzulande getragen werden.
Bei einer Betrachtung der einzelnen Assets wird schnell klar, wo das Problem liegt. Im lukrativen und hochmodernen Werk in Ijmuiden wird eine Marge von 14 Prozent erzielt. Bei ThyssenKrupp sind es zum Beispiel in Duisburg immerhin elf Prozent. Die britischen Tata-Werke wie etwa in Port Talbot, die jahrelang rote Zahlen geschrieben haben, kommen lediglich auf knapp zwei Prozent Marge. Investitionen sind so nicht zu stemmen, erneute Verluste drohen zudem. Wenn die Niederländer unabhängig arbeiten dürfen, wollen auch die deutschen Arbeitnehmer eine Absicherung gegen die Probleme in Großbritannien.
Abwarten
Eine Einigung zwischen allen Seiten wird kompliziert. Die Niederländer kündigten unmissverständlich an, vor Gericht zu ziehen, wenn sie ihre Sonderrechte nicht bekommen. Hier hatten sie in der Vergangenheit bereits Erfolg. Auf ThyssenKrupp kommen deshalb voraussichtlich noch weitere Verhandlungen mit den deutschen Arbeitnehmern zu. Die Fusion könnte sich somit weiter in die Länge ziehen. Anleger bleiben an der Seitenlinie und warten zunächst auf den Sprung über den Widerstand bei 22,20 Euro.